Verhältnismäßig spät wurde ich nach sieben wach. Bei Tageslicht und ausgeschlafen war der Wohnung anzumerken, dass sie eine Jungesellenbude war. Trotzdem war ich dankbar für die unkomplizierte Übernachtung. Ich ging kurz ins Bad und packte dann. Der Freund Miras stand die ganze Zeit dabei und schaute zu, meinen Gastgeber selbst bekam ich nicht zu sehen. Dann verabschiedet ich mich und fuhr los. Nach zwei Kilometern fiel mir ein, dass die Unterhose noch zum Trocknen über der Sessellehne hing. Da es nicht soo weit war, kehrte ich um. Ich klingelte, klopfte und probierte alle Türen: nix. Dann setzte ich mich auf die Treppe, frühstückte, und brach 08:30 zum zweiten Mal auf, nachdem ich eine Visitenkarte mit ein paar Zeilen Dank in den Briefkasten geworfen hatte. [Im September erhielt ich Post aus Slowenien mit der vergessenen Wäsche, aber ohne eine Zeile. Ich antwortete mit ein paar Fotos von der Reise und Dankesworten.]
Die Straße führte durch ein schönes Tal mit schmucken Dörfern, auf drei Hügeln sah man jeweils eine Kirche. Das Fahrrad rollte so schön dahin, dass ich an "meinem" Abzweig vorbeifuhr und umkehren musste: nun ging es wieder bergauf. In einem Dorf wollte ich ein Foto von der schönen Aussicht machen. Dabei wurde ich von dem Besitzer des Hauses angesprochen, vor dem ich gehalten hatte. Woher, Wohin, möchte ich einen Kaffee? Ich nahm gern an, der Kaffee wurde zu einem Frühstück mit Grießbrei und darauf gestreutem Kakaopulver, Milch und Broten mit Fischpastete. 2001 war mein Gastgeber Mihael mit seinem Bruder nach Istanbul gefahren. An seinem Rechner zeigte ich auf meiner Webseite den Verlauf meiner Tour dorthin. Seine Frau Nadja packte mir noch zwei Brötchen, eine Banane, eine Nektarine und Mandeln als Wegzehrung ein. Dann verabschiedete ich mich von Miha, seiner Frau, den drei Kindern und dem Hund und dankte für die herzliche Gastfreundschaft.
Dann ging es weiter viel bergauf, dabei sammelte ich mit dem Navigationsgerät Ortseingänge für OpenStreetMap als POI. In einem Dorf rätselte ich, wie ich wohl am besten fahre. Den nächsten der vielen hier fahrenden Radfahrer hielt ich an und fragte. Die Grotten von Škocjan seien weiter entfernt als die von Postojna. Im Naturpark Rakov Škocjan ("vor" Postojna) gibt es natürliche Brücken und Höhlen, die auch besuchenswert sind. Also verwarf ich den Besuch der Grotten von Postojna - ich würde zuerst die Naturbrücken von Škocjan besuchen.
Diese waren in der Tat bestaunenswerte weitläufige Reste eingestürzter Karsthöhlen. Die größere der beiden Brücken konnte man auf dem derzeit ausgetrockneten Flussbett durchqueren. Im weiteren Verlauf gelangte man in die Höhle Tkalca Jama, wo der Flusslauf unter Zurücklassung etlichen Treibgutes in der Erde verschwindet. Nach dem Besuch dieser Sehenswürdigkeit entschied ich mich, die Grotten von Postojna fürs Erste nicht zu besichtigen. 17:00 hätte ich dort sein können, aber nach den heutigen Eindrücken wollte ich diesen Tag nicht überladen. Dazu kamen die Negativpunkte 25 Euro Eintritt und der dort herrschende Massentourismus. Außerdem war es ein Grund mehr, diese Gegend später noch einmal zu besuchen.
Ich fuhr durch den Wald in nördliche Richtung. Bei einem völlig abgelegenen Wochenendhaus füllte ich Wasser nach. Dann ging es auf stark befahrener Straße Richtung Idrija. Besonders die Motorradfahrer rasten teilweise wie Irre. Nach zwei Versuchen fand ich nahe der Straße in eine tiefe, teils von Bäumen umstandenen Bodensenke. Das Tarp hatte ich nicht umsonst gebaut: Immer wieder fielen ein paar Regentropfen. Halb neun machte ich sehr müde Schluss.