Morgens war es wolkenlos, gegen elf bedeckt und schwül. Später klarte der Himmel auf, um sich gegen 19:00 wieder zu bedecken.
Noch im Lager brachte ich die Tubus-Plastaufkleber an Gepäckträger und Lowrider an, um das Material zu schonen. Deren Klebkraft war so schwach, das ich zur Sicherheit noch Gewebeband darumwickelte.
In Despotis rieten mir zwei ältere Männer von der Dirtroad ab; ich befuhr sie trotzdem. Sie war großenteils ziemlich gut - bis sie an einem Fluss endete. Dessen Querung war schwierig, da der Untergrund aus lehmig-schmierigen Steinen bestand.
In der Stadt Grevena plante ich die weitere Strecke. Beim Losfahren merkte ich, dass hinten fast keine Luft mehr im Reifen war. Vermutlich hatte ich bei der letzten rasanten Abfahrt auf dem Feldweg einen Schlangenbiss (=Durchschlag bis auf die Felge) provoziert. Im Schatten einer Kirche tauschte ich den Schlauch, zudem spannte ich das erste Mal die Kette und ölte sie. Es zeigt sich außerdem, dass das Vorderrad lose war - kein Wunder, dass die Bremsscheibe geklingelt hatte... Als ausdauernden Zuschauer hatte ich einen älteren Mann.
Danach kaufte ich in einem kleinem Supermarkt ein. Die Preise waren teilweise enorm: 4x AA-Batterien (für GPS) 6,44 Euro. Und ich dachte, die vier Euro für vier Stück bei Metéora seien schon teuer gewesen. Gleich im Anschluss besorgte der kulinarische Abenteurer in mir noch Spinat, Wiener, und Käse jeweils im Teigmantel und ein Brot in einer Bäckerei. An einer herrenlosen Tankstelle am Ortsausgang bediente ich mich selbst, steckte die nötigen Adapter und Schläuche zusammen und pumpte fünf bar auf die Reifen. Kurz vor meiner Abfahrt kam doch noch der Besitzer; wir unterhielten uns ein wenig. Den Käse und die Wiener im Blätterteig verzehrte ich bei nächster Gelegenheit, dazu paar Bissen Spinat und Kekse: ich war sehr satt.
Irgendwie fehlte mir heute der richtige Antrieb zum Fahren. Ob es am drückenden Wetter lag? Als nächste Pausenausrede hielt ein Wassertrog her, an dem ich im defekten Schlauch die Löcher suchte, fand und flickte. Plötzlich kam ein großer weißer Hund angelaufen, knurrte gefährlich und bellte mich an. Ich fackelte nicht lange und bewarf ihn mit Steinen, während ich ihn gleichzeitig mit herrischer Stimme anbrüllte. Die Behandlung wirkte - er lief wieder davon.
Dann ging es immer schön bergauf und bergab. Vor einer allein stehenden Scheune nahe der Straße machte ich bis 14:30 eine ausgedehnte Siesta, aber auch danach ging es weiterhin die Berge hoch und runter. Dabei führte die Straße durch kleine malerische Dörfer. In einem rastete ich an einem verwahrlosten Picknickplatz neben ein paar Häusern. Von einem gebürtigem Russen namens Sergej bekam ich Gesellschaft, Gurken, Tomaten und ein Glas Bier. Er war in Russland geboren, jetzt in Griechenland ansässig, sein "Baby" (wohl die Tochter) hat Drogenprobleme, klagte er...
Einmal hatte ich mich "verfahren", aber dass die Richtung nicht verkehrt gewesen wäre, sah ich erst beim Kartenstudium im Lager. Das hatte ich nahe einer Kapelle auf einer Bergspitze aufgeschlagen. Den steilen Berg hatte ich mich hochgeschunden, weil ich - zum ersten Mal - drinnen campen wollte, da die Wolken wenig Gutes verhießen. Aber ebenfalls zum ersten Mal fand ich eine verschlossene Kapelle vor. Zu diesen ersten Malen kamen heute noch die erste Flussdurchquerung und der erste Plattfuß. Wegen des Wetters schickte ich eine SMS an Katherine, bei der ich den ersten Tag verbracht hatte. Schnell schickte sie mir eine beruhigende Antwort. Vielen Dank!
Die ehemals wundgeriebenen Stellen am kleinen und großen Zeh des linken Fußes waren noch rot, aber ohne Schmerzen.