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Früh (04:50) war es recht warm, entlang der Una etwas kühler. Die Luft war feucht, es gab Bodenfrühnebel. Später war es sonnig, teilweise stechend heiß, und schwülwarm. Am frühen Nachmittag gab es einen leichten Regenguss, etwas später ein richtiges Unwetter mit Starkregen.

krummer Strommast, Morgensonne, Nebel im Tal der Una
Morgensonne & Nebel im Tal der Una

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  • Im Zug sagten weder der ZUB noch das Garmin (trotz eingestellten Annäherungsalarms) Bescheid, dass der Zug bald in Bosanski Novi ist. Zufällig sah ich auf dem Navi, dass wir gleich da waren. Ich schleppte das Gepäck zum Ausstieg, ging nochmal auf Toilette, schon hielt der Zug. Schnell schaffte ich das Gepäck raus. Als ich beim Fahrrad war, meinte der ZUB irgendwas von wegen Fahrrad. Ich hielt inne, schaute ihn fragend an - da bedeutete er mir, mich zu beeilen... Nach dem Packen drehte ich eine Runde um den Bahnhof: kein Fahrplan zu sehen. (Später wurde ich von zwei Zügen mit jeweils einem Wagen überholt.)

    Ich befragte nochmal Karten und GPS, dabei hörte ich ständig miauende Kätzchen. Dann fuhr ich los, als Erstes suchte ich mir einen Platz für eine mittlerweile sehr dringende morgendliche Sitzung. Weiter ging es durch das landwirtschaftlich geprägte, aber relativ dicht besiedelte Tal der Una. Der Verkehr war nicht nennenswert, nahm im Lauf des Vormittags aber zu. Der Fluss hat bei geringer Breite viele Felsen, Inselchen und Stromschnellen.

    Bosanska Otoka - Häuser an der Una
    Bosanska Otoka

    Im adretten Bosanska Otoka kaufte ich in einer Bäckerei "Pizza", etwas Salzgebäck und ein mit Nuss-Nougat-Creme gefülltes Brötchen. Die Verkäuferin fragte unter anderem: "You are not from here?" (Sie sind nicht von hier?). Ich antwortete: "No" und ging hinaus. Am Tisch eines leeren Straßencafés gleich neben der Bäckerei verzehrte ich mein Frühstück, als doch eine Bedienung kam, bei der ich einen Kaffee bestellte.

    Danach kaufte ich noch zwei der gut schmeckenden nougatgefüllten Brötchen, so dass die Verkäuferin eine zweite Chance bekam, "richtig" :) zu fragen - und sie auch nutzte. Ein bisschen tat mir auch meine vorherige knappe Antwort leid.

    Fluss Una
    Fluss Una

    Mit nur einer größeren (Karten-)Pause ging es weiter bis Bihac. Gleich am Ortseingang studierte ich nochmal die Karte und kaufte Batterien, Knoblauch und Sprite. An einer Tankstelle füllte ich Luft und Wasser auf, schwatzte ein wenig mit dem Tankwart. Beim nächsten Besuch solle ich den (neuen?) Una-Nationalpark besuchen. Vor ein paar Tagen habe eine ~100km lange Regatta auf dem Fluss stattgefunden. Dann ging es weiter Richtung Kroatien. Die Straße verließ nun das Tal und führte bergauf. Der BiH-Grenzer betrachtete mich und meinen Pass unbewegt; der kroatische ob des Unterschieds zwischen mir und dem Foto in meinem Pass mit einem leichtem Zwinkern.

    Straße M5 - endlich Regen!
    endlich Regen!

    In Kroatien setzte ich mich ausgangs des erstens Dorfes zum Mittag hin. Das dehnte ich aus, bis der zwischenzeitlich begonnene Regen nachließ. Mit Pausen kämpfte ich mich etliche Kilometer bergauf durch die Waschküche. Schieben musste ich diesmal nicht. Als die Steigung flacher wurde, begann ein zweites, diesmal ordentliches Unwetter. Erstmal setzte ich mich an einem Feldweg unter einen Baum, schrieb Tagebuch und machte ein Nickerchen. Als das Unwetter heftiger wurde, zog ich mir das Regencape über, wartete noch ein bisschen, zog schließlich noch die Neoprensocken an und fuhr los.

    Bei einem Abzweig flüchtete ich kurz in ein bemanntes, gut geheiztes und verqualmtes Wärterhäuschen. Zu seinem Bedauern konnte mich der Wachmann weder in dem Häuschen noch in den bewachten Hallen übernachten lassen. Nach einem Blick in die Karte ging es nach kurzer Pause weiter. Auf der anderen Seite der Kreuzung betrachtete ich die Reste von Häusern. Auch dort - wie bereits im Tal der Una in Bosnien-Herzegowina waren Schilder aufgestellt, die vor Landminen warnten. Wildes Campen war heute also nicht zu empfehlen.

    Unwetter über dem Plješevica Gebirge
    Unwetter über dem Plješevica-Gebirge

    Weiter ging es. Von Motorradfahrern bekam ich den Daumen gezeigt. Dann fiel der Regen so heftig, dass ich kaum noch sah, wohin ich fuhr. Um mich etwas zu orientieren, hielt ich in einer Zufahrt an - neben einem Motorrad aus Deutschland. Fahrer und Sozia hatten eben den Nationalpark hinter sich gelassen und wussten nicht, wo sie sich gerade befanden; ich konnte ihnen weiterhelfen. Sie meinten noch, dass ich mit meinen reichlich hundert Kilometern heute weiter gefahren sei als sie.

    Auf dem kleinen Bauernhof, in dessen Einfahrt wir gestanden hatten, flüchtete ich unter einen Schauer. Ein Schild "Rooms" bot Aussicht auf längeren Aufenthalt. Das auf den Hof fließende Regenwasser passte nicht durch den Abfluss und stieg an. Ich stellte zwei Säcke - einer davon mit trockenem Brot - außer Reichweite des sich stauenden Wassers. Um die Zeit zu nutzen, schrieb ich auch noch eine Twitter-Nachricht. Nach dem Ende des Unwetters fragte ich nach dem Zimmer. Mir wurde ein nettes Appartement mit Küche gezeigt. Für 20 Euro könnte ich es haben. Mit meinen Neuen Mark war leider nichts zu machen.

    Also fuhr ich weiter bergab Richtung "Zentrum". Am öffentlich zugänglichen Geldautomat eines Hotels hob ich Geld ab und schaute mich etwas um. Im Souvenirladen am Haupteingang des Parks kaufte ich eine kleine Landkarte der Plitvicer Seen. Sie kostete einen Euro und war zusammengefaltet so groß wie eine Scheckkarte. Eine größere Karte sah zwar toll aus mit der Panoramadarstellung, hatte aber wenig praktischen Wert. Auf dem Parkplatz am Haupteingang tummelten sich Massen von Touristen, die offensichtlich allesamt von dem Unwetter überrascht und eingeweicht worden waren. Eine leichte Schadenfreude konnte ich nicht unterdrücken.

    Nun machte ich mich auf die Suche nach einem Platz zu Übernachten. Da ich nahe des "unteren" Endes von Plitvice war, fuhr ich lieber zurück, da ich an etlichen "Zimmer", "Rooms" und "Chambre"-Schildern vorbei gekommen war. Es ging also schön bergauf - inmitten der Kolonnen von Touristen, die die Seen für diesen Tag bevölkert hatten. Jetzt fielen sie vermutlich wie die Geier über die Hotels und Zimmer der Gegend her.

    Auf den ausgeschilderten Campingplatz hatte ich wenig Lust. Wenn ich schon Geld ausgab, sollte ein festes Dach über dem Kopf her - nach dem heutigen Tag hatte ich es verdient. Bei einem Hotel fragte ich rein der Neugierde wegen nach: Die Übernachtung für eine Person koste 620 Kronen (~90 EUR) - danke.

    Eine Zimmerwirtin wollte 30 Euro - danke. Das nächste Haus war schon belegt, auf "meinem" Bauernhof teilte man mir ebenfalls mit, dass das Appartement schon vergeben war. Noch etwas weiter lag links ein traurig wirkender Bauernhof. Ein hinkender, schielender Mann begrüßte mich. Preis für ein Zimmer: 220 Kronen oder ~30 EUR. Mit meinem Gegenvorschlag von 150 KR war er einverstanden.

    Das andere Zimmer ging an ein italienisches Paar mit Motorrad. Sie überraschte ich im nicht verschlossen Badezimmer auf der Toilette sitzend. Sie hatte Angst, die Tür zu verriegeln, weil sie dann vielleicht nicht mehr herauskäme. Interessant, welche Phobien manche Leute haben.

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