wolkenlos
/44°C/30°C
Gegen fünf Uhr wurde ich vom Schlagen des Klangholzes geweckt. Die Polen waren schon gegangen und hatten gemeint, dass ich ruhig liegen bleiben könne. Trotzdem stand ich auf und wollte dem Gottesdienst beiwohnen. In der Kirche, die ich gestern besucht hatte, war niemand zu sehen. Ich setzte saß auf einer Mauer und genoss die Aussicht aufs Meer, als mir ein Mönch zeigte, wo der jetzige Gottesdienst stattfand.
In dem niedrigen Raum war es durch die brennenden Kerzen und die Anwesenden sehr heiß. Der Schweiß lief mir wirklich in Rinnsalen den Rücken hinunter. Im Gebetsstuhl stehend hatte ich in der Wärme Mühe, die Augen offen und das Gleichgewicht zu halten. Nach einer Ewigkeit von vierzig Minuten war der Gottesdienst zu Ende; zum Schluss wurde eine Süßigkeit gereicht.
Grotte des Heiligen Gerasimos von Kefalonia in Skiti Agia Anna
Für die Besucher des Skiti gab es dann Kaffee, Halwa und Kuchen. Ich unterhielt mich noch etwas mit den Polen und dem Arzt. Dann packte ich meine paar Sachen zusammen und wollte mich auf den Weg zum Hafen machen. Zuvor ging ich noch ein paar Wegweisern nach und gelangte zu einer kleinen Heiligen Grotte.
Für den Abstieg zum Hafen brauchte ich eine Stunde. Der Weg bestand zum großen Teil aus Treppen, war zwei Kilometer lang und führt 300 Höhenmeter bergab. Durch die Anstrengungen der vorigen Tage schmerzten meine Beine ordentlich.
Unterwegs traf ich etliche Maultierkarawanen, die auf den breiten Treppenwegen bergauf und bergab unterwegs waren. Um zehn stieg ich in das Schnellboot; für die Fahrt bis Ouranoupolis waren 16,50 EUR zu zahlen. Hier traf ich auch den Russen wieder, dem ich gestern auf dem Gipfel des Athos begegnet war. Er war ziemlich sonnenverbrannt.
In Daphni begaben wir uns für die Zollkontrolle von 10:30 bis 11:00 an Land. Von einer Kontrolle konnte ich aber nicht das Mindeste feststellen. Der Arzt trennte sich von uns; im Hafen von Ouranoupolis verabschiedete ich mich von den Polen. Im Boot hatte ich festgestellt, dass ein Paar meiner Socken noch im Skiti Agia Anna zum Trocknen herumhing. Ob jemand anderes sie verwenden würde?
In der Pension fand ich glücklicherweise alle meine Sachen und das Fahrrad noch vor. Die Wirtin wusste gar nicht, was sie verlangen sollte. Ich gab ihr 13 Euro und begann, das Gepäck zu sortieren und das Fahrrad zu bepacken. Dann fiel ihr ein, dass sie 20 Euro haben wollte. Ich gab meinen letzten 5-Euro-Schein und alles Kleingeld - um die drei Euro. Aus der Empfehlung an Freunde, um die sie mich vorher bat, wird so aber nichts.
Während des Packens machte sie mir Vorhalte, dass es doch so heiß sei; zu heiß fürs Radfahren, ich solle doch schwimmen gehen, morgen wäre das Wetter fürs Radfahren kühler - und sie noch 40 EUR reicher... Ohne Zeit zu verlieren machte ich mich auf, um der Schreckschraube zu entkommen.
Am nächsten schattigen Fleck hielt ich kurz, um Sonnencreme aufzutragen und das zufällig herumstehende Toilettenhäuschen zu benutzen. Zwei ältere Herren auf dem Weg vom Strand zu ihrem Hotel fragten nach dem Woher / Wohin und wünschten viel Glück.
Ich fuhr auf der gleichen Straße wie auf dem Hinweg über den Berg, der die eine Küste von der anderen trennt. Dann folgte ich der Küstenlinie nordwärts. Ich versuchte, nah am Meer zu bleiben und war oft auf unbefestigten Wegen unterwegs, die häufig durch Kiefernwäldchen oder an solchen vorbei führten. Darin standen viele in- und ausländische Autos, oft neben Zelten.
An einem besonders hübschen Fleck mit ein paar Felsen im Wasser ging ich baden. Als ich auf einen der Felsen klettern wollte, griff ich unaufmerksamerweise ein schwarzes stachliges Etwas. Etliche der Nadeln des Seeigels brachen ab und blieben in meiner Handfläche stecken. Toll. Ich ging zurück zum Fahrrad und pulte mit einer Nadel etwa ein Dutzend der Spitzen aus meiner Hand und desinfizierte die entstandenen Löcher mit Alkohol.
Die Lust aufs Baden war mir fürs Erste vergangen. Ich fuhr noch ein Stück nordwärts und fand einen für die Übernachtung tauglichen Platz. Das Meer war horizontal vielleicht sechs Meter entfernt, vertikal aber zwanzig. Mit Fotoapparat und Shampoo ausgerüstet suchte und fand ich einen geeigneten Abstieg. Durch die sich ständig am Felsen brechenden Wellen war das Waschen etwas schwieriger. Zum Schluss schwamm ich noch ein kleines Stück. Zurück im Lager spülte ich mit Wasser aus meinen Trinkflaschen das Salzwasser von mir und aus den gewaschenen Sachen. Feierabend um 20:50.