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Kloster Filotheou und Meer
Kloster Filotheou und Meer

kahlgeschlagener Hang
kahlgeschlagener Hang

Meer mit Wolken und reflektierter Sonne
Meer mit Wolken und reflektierter Sonne

fette Fliege mit grünen Augen
fette Fliege mit grünen Augen

grüne Käfer auf Blütendolde
grüne Käfer auf Blütendolde

Berg Athos mit Wolke
Berg Athos mit Wolke

ich als Wanderer
ich als Wanderer

holpriger Weg
holpriger Weg

Rucksack, Stab und Hut an tröpfelnder Wasserstelle
Rucksack, Stab und Hut an tröpfelnder Wasserstelle

schiefer Baum mit rundem Ast
schiefer Baum mit rundem Ast

sehr versteckter Pfad
sehr versteckter Pfad

Chris auf Sackgasse
Chris auf Sackgasse

Mure bild
Mure

Weg mit Felsbrocken, Böschung und Chris
Weg mit Felsbrocken, Böschung und Chris

Fähre, Arsanas Agiou Pavlou und Hafen
Fähre, Arsanas Agiou Pavlou und Hafen

Berg Athos von Westen
Berg Athos von Westen

Gebäude und Küste Nea Skiti
Gebäude und Küste Nea Skiti

  • s=~21 km
  • Gegen vier Uhr wurde ich durch das Schlagen des Klangholzes wach. Ich ging spärlich bekleidet zur Dusche, was ein anderer Besucher etwas entsetzt zur Kenntnis nahm. Dann setzte ich mich wie am Vortag in den Vorraum des Katholikons, wo ich bis sechs Uhr zwischen Halbschlaf und Meditation schwankte, begleitet vom Gemurmel und Gesang der Mönche.

    Nach dem Ende des Gottesdienstes fragte ich, ob man schon frühstücken dürfe - in etwa dreißig Minuten. Ich setzte mich wieder vor das Katholikon, als mich der deutsch sprechende Mönch zum Essen bat. Ich speiste mit Richard: zwei kleine gebratene Fische, süße Eierteigwaren, Brot, Salat, Feta, Wein und Pfirsich. Während wir aßen, wurden lange Tische für die Mönche gedeckt.

    Es sah malerisch aus, wie auf den sauberen Tischen die blanken Blechkannen und Becher in Reih und Glied im schräg einfallenden Morgenlicht glänzten. Ich hätte gern diese Stimmung auf einer Fotografie festgehalten. Ich fragte einen freundlichen jungen Mönch ob es gestattet sei, ein Foto zu machen. Vermutlich lag die Beurteilung eines solchen Anliegens nicht in seiner Kompetenz; er wusste kaum, wie er reagieren sollte. Also blieb nur, ein Abbild des Moments im Gedächtnis einzufangen.

    Als Richard und ich dann fertig zur Abreise waren, wollte ich einem Mönch noch eine kleine Spende überreichen. Leider war das nicht ganz so einfach. Erst sagte er, dass ich das nicht müsse. Als ich meinte, dass ich gern möchte wurde ich gebeten zu warten. Der Mönch holte einen anderen Mönch aus dem Katholikon, der mich nach meinem Begehr fragte. Ich sagte, dass ich gern eine Kleinigkeit spenden möchte, er meinte, dass ich nicht müsse... Schließlich hatte ich meine Spende übergeben und nahm mir vor, die Sache beim nächsten Mal etwas unkomplizierter anzugehen.

    Nun konnten wir endlich nach Nea Skiti aufbrechen. Wir wählten die kürzeste Strecke, die meist auf großen Wegen verlief und nur wenig Schatten bot. Insgesamt fanden wir eine einzige tröpfelnde Quelle. Eine in meiner "ersten genauen Karte vom Heiligen Berg" eingezeichnete war nicht auffindbar. Auf meine Anregung hin wählten wir einen "anspruchsvolleren" Weg. Da die Karte unvollständig war, verpassten wir einen entscheidenden, sehr versteckten Abzweig. Statt dessen liefen wir auf einem breiten, aber vernachlässigtem Weg, der sich nach einigen Kilometern als Sackgasse entpuppte.

    Auf dem Rückweg sahen wir uns den "richtigen" Weg näher an: scheinbar sehr anspruchsvoll und arg zugewachsen. Ich war etwas misstrauisch ob der Qualität des Weges. Richard als Stimme der Vernunft meinte, dass wir besser den "normalen" Weg nehmen sollten, auf dem wir ursprünglich unterwegs waren. Der erste vorbeifahrende Jeep war voll besetzt und konnte uns nicht mitnehmen. Leider vergaßen wir, wegen unserer beinah erschöpften Reserven um Wasser zu bitten...

    Zum Glück kam noch ein Jeep vorbei, in dem wir Platz hatten. Die Mönche kamen aus Filotheos, darunter auch der freundliche "Küchenmönch" von heute morgen. Die Fahrt war relativ rasant; einer der Mönche wies den Fahrer zurecht, als wir eine Gruppe Bauarbeiter in hohem Tempo passierten und in eine Staubwolke hüllten. Es stellte sich heraus, dass die Bremsen nicht in Ordnung waren.

    Wir stiegen nach etwa acht Kilometern Fahrt an einer sprudelnden Quelle! aus. Während der Fahrer mit verschiedenen Manövern versuchte, die Bremsen noch einmal zu beleben, erfrischten Richard und ich uns an dem kalten Wasser. Wir füllten auch unsere leeren Flaschen wieder auf, von meinen drei Litern waren nur noch ein paar Schluck übrig. Mit den Mönchen und dem Fahrer wanderten wir die verbleibende kurze Strecke nach Nea Skiti. Nach letzten Hinweisen für den Weg wurden wir verabschiedet, unter anderem mit einem ironischen "God bless Angela Merkel!".

    Nea Skiti befindet sich auf dem südlichen Teil des Athos an einem Berghang, demzufolge bestehen viele Wege aus Treppen. Nach den zwanzig gewanderten Kilometer war das Treppensteigen eine Qual. Wir suchten lange nach der Skite von Gregorios, dem wir uns per Handy-Telefonat avisiert hatten. Schließlich fanden wir das "braune Tor beim grauen Turm" und auch den Mönch.

    Er war Ikonenmaler fortgeschrittenen Alters und bezeichnet seine Herkunft als "international". Er stammt von Lesbos und hat in Dänemark zeitweise Ikonenmalerei gelehrt. Vor sieben Wochen wurde er wegen des Grauen Stars operiert und konnte seinen Garten deshalb wenig pflegen. Meiner Meinung nach sah er sehr gut aus; letztes Jahr sei alles SOO groß gewesen. Die Skite dagegen machte einen recht junggeselligen Eindruck. Im Badezimmer war es sehr heiß; wenn man es nach der Dusche verließ, war man gleich doppelt erfrischt.

    Danach versorgte uns Gregorios mit Kaffee, einem Begrüßungsschnaps, Süßigkeiten und vielen Informationen. Er war recht humorvoll, auch wenn man teilweise nicht gut zwischen Scherz und Ernst unterscheiden konnte. Zum Beispiel sei sein Englisch so gut, weil er eine wohlhabende Freundin habe, die ihm die gute Schule bezahlte. Richard und mir riet er, nach unserer Rückkehr eine gute Frau zu suchen und zu heiraten. Ob er aus der Erfahrung seines Lebens schöpfte?

    Gregorios beglückwünschte uns außerdem zum Zeitpunkt unserer Ankunft. Es finde ein Fest (zu Ehren der Skiti-Heiligen?) statt, das auch wir besuchen dürften. Auf dem Weg dorthin machten wir zwei kleinere Pausen, über die wir nicht böse waren. Gregorios verschnaufte ebenfalls und meinte ob seiner Mönchstracht, "black attracts the heat" (Schwarz zieht die Hitze an), obwohl es schon früher Abend war. Trotz seines Alters und der Abgeklärtheit war er wohl nicht ganz frei von Eitelkeit. :)

    Auf dem Fest trafen wir wieder den jungen Küchenmönch von Filotheos mit dem für Nichtgriechen schwer auszusprechenden und zu merkenden Namen. (Weltlich wurde er einst John gerufen.)

    Während man sich im Garten und auf der Terrasse erging, wurde eine Süßigkeit und dann Schnaps gereicht. Gregorios war eine sehr respektierte Person unter den Anwesenden. Verschiedentlich verbeugten sich Mönche vor ihm und küssten seine Hand. Einen angebotenen Sitzplatz lehnte er dankend ab.

    Später wurde zur Tafel gebeten. Die nicht-Orthodoxen (Besucher und Arbeiter) wurden in einem separaten Raum platziert. Nach dem Gebet gab es Hummer. Armer Richard! Heute hatte er mir erzählt, dass eine der wenigen Speisen, die er nicht esse, Hummer sei. Dazu gab es Salat, Wasser, Wein, Feta, Brot, Kuchen und Süßspeise. Später wurden Melonenstücke und Weinbeeren gereicht. Da ich mich beim Essen auf den Geschmack legte, konnte ich nur ein Stückchen Melone erhaschen.

    Es wurde wieder gebetet, dann mehrere Lieder gesungen und im Anschluss die Tafel aufgehoben. Während des Gesangs flammte andauernd Blitzlicht auf, es wurde hin- und hergelaufen, ein Mönch nahm ein Video auf. Ein paar "Ungläubige" aus unserem Raum machten mit. Handys klingelten ebenfalls. Zur Erinnerung: auf dem Athos dürfen keine Ton- und Filmaufnahmen gemacht werden.

    Nach dem Essen gingen wir auf einem andere Weg und diesmal ohne Pause zurück zu Gregorios Skite und unterhielten uns noch etwas. Wir erfuhren unter anderem, dass diesen März Unbekannte versucht hatten, das Tor der Kathedrale aufzubrechen.

    Da wir im Gästehaus schlafen würden, nahmen wir nun Abschied. Ich hatte meinen Stock in einem anderen Raum der Skite vergessen und deponierte - eingedenk der morgendlichen komplizierten Übergabe - eine kleine Spende in einer Schublade. Dann ging es zum Gästehaus, wo uns ein Gast die noch vorhandenen Betten zeigte.

    Ich überließ Richard das Einbettzimmer, da er letzte Nacht wegen des Schnarchers in seinem Zimmer wenig Ruhe gefunden hatte. Der hilfreiche Gast fragte, mich, ob er mir noch irgendwie helfen könne. Ich bog das Gespräch irgendwie auf meine Unternehmungen ab, so dass wir beide unzufrieden auseinander gingen. Er meinte "You know better, my friend" (Du weißt es halt besser), weil ich Griechenland partout im Sommer durchradeln wollte, was seiner Meinung nach unmöglich war.

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