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Straße zwischen Feldern und Plantagen
Straße zwischen Feldern und Plantagen

19,7° / 41° / 32,2°

  • vmax=57,7 vø=12,5
  • s=56,723 (+~2 km per Anhalter) t= 4:31:51
  • 05:20 war ich munter, um sechs fuhr ich los. Die Straße führte weiter durch Plantagen mit Pfirsichen, Nektarinen, Kiwis und Aprikosen. Die Arbeiter waren auch schon auf den Beinen. Bald zog ich mein T-Shirt aus und fuhr "oben ohne" durch die Wärme

    ausgesetzte Welpen
    ausgesetzte Welpen

    Die ersten 25 Kilometer durch das Tal des Aliakmonas ließen sich angenehm leicht fahren. Die Berge vor den Stauseen boten einen schönen Anblick. Ein Kontrapunkt war ein hübscher Rastplatz mit einem kleinen Wasserfall, an dem jemand drei Hundewelpen ausgesetzt hatte. Sie waren schmutzig, struppig und herzzerreißend erfreut, dass jemand ihnen Gesellschaft leistete. Jedem gab ich eine Knackwurst, die heißhungrig verschlungen wurde...

    Dann musste ich nach links abbiegen und aus wars mit dem angenehmen Fahren. Es ging steil aufwärts in die Berge. Ich schob viel, meist von einem Schatten zum nächsten. Irgendwann hielt ich bei einem Pick-Up den Daumen raus und wurde bis in das Dorf des Fahrers mitgenommen - etwa 1,5 km weit. Immerhin. Er lud mich beim Kafénion ab und musste weiter, wollte mich aber später noch ein gutes Stück mitnehmen. (Das klappte aber nicht.)

    Schnellstraßenbrücke, Serpentinen, Stausee im Olymp-Gebirge
    Stausee im Olymp-Gebirge

    Im Kafénion stellte mich mein Fahrer kurz vor. Bald war ich im Gespräch mit einem der Männer: Er hatte 38 Jahre bei Daimler in Stuttgart gearbeitet, die Frau bei Alcatel. Jetzt genossen sie die Rente in ihrer Heimat. Die Kinder und Enkel leben ebenfalls in Griechenland. Einer der Besucher des Kafénions war ein nach Australien ausgewanderter Grieche. Sein vorheriger Besuch fand 2001 statt. Ein anderer der Männer war früher der Postbote des Dorfes, jetzt war er 100 Jahre alt und kam nur noch sporadisch ins Kafénion. Wie aufs Stichwort kam der gegenwärtige Postbote, ein relativ junger Mann mit Aktentasche. Er reichte einigen Anwesenden die Post und legte den Rest auf einen Tisch. Nach einer Weile sammelte er die unverteilt gebliebenen Sachen ein und machte sich auf den Weg, sie zuzustellen. Das Kafénion wird von der Gemeinde auf drei Jahre verpachtet und dann neu ausgeschrieben. Zur Zeit wurde es von einer sehr jungen Frau (mit zwei Kindern) betrieben. Über die Mittagszeit ist es geschlossen.

    Nach einer Landkartenberatung Richtung Meteora und der Bewunderung meines Fahrrades - die Kinder wollten wissen, wieviel mein Fahrrad denn kosten würde, ich mochte es nicht verraten - brach ich auf. Von der Betreibern hatte ich noch zwei Flaschen Eiswasser und eine Flasche mit Eis bekommen.

    üble Schotterpiste
    üble Schotterpiste

    Zum Angewöhnen gab es ein paar Bergabfahrten und kleine Steigungen, ehe es wieder richtig steil wurde. Mittagsrast machte ich an einem idyllischen, sehr schattigem Platz in der Kehre einer Serpentine. Die Kafénion-Betreiberin, die mich mit ihren Kindern überholte hatte, hielt auf ihrem Rückweg hier an, um mit dem Handy zu telefonieren.

    Als ich einige Zeit nach dem Mittagessen an eine Kreuzung kam, an der ich entweder auf einer asphaltierten Straße wieder hinunter fahren und danach erneut bergauf oder gleich auf einer unbefestigten Straße bergauf fahren musste, konnte ich mich nicht entscheiden. Also legte ich mich in den Schatten und machte ein Nickerchen.

    Fahrrad vor Kapelle unscharf
    Fahrrad vor Kapelle

    Dann wählte ich natürlich die steile Dirtroad. Manche Kehren wahren betoniert, aber meist bestand die Oberfläche des Weges aus Schotter bis faustgroßen Kieseln. ächz! Dafür wurde ich wieder mit schönen Aussichten auf die Stauseen des Aliakmonas belohnt. Ich war der einzige Mensch weit und breit. Mitten im Nirgendwo stand eine sehr gepflegte Kapelle.

    Sobald ich den nächsten Stausees erreicht hatte, schlug ich das Lager im angeschwemmten Sand einiger Zuflüsse auf. Das Wetter sah nicht nach Regen aus, zudem wurde mir heute Vormittag im Kafénion gesagt, dass bis September kein Regen erwartet würde. Zum ersten Mal in diesem Jahr verwendete ich Campingzeug (Stangen, Schnüre und Erdnägel), um das Moskitonetz aufzuhängen.

    Fahrrad und Schildkröte in freier Wildbahn verwackelt
    Fahrrad und Schildkröte in freier Wildbahn

    Bald lag ich im Schlafsack und schrieb ein paar Twitter-Nachrichten (das Handy hatte schlechten Empfang) und wünschte mir ein Bier oder irgendein anderes Getränk mit Geschmack. Dann schrieb ich noch ins Tagebuch und wurde dabei auf ein anhaltendes Knistern und Rascheln im Unterholz aufmerksam. Ich war zu geschafft und zu bequem, um aufzustehen und nachzuschauen. Da nichts weiter passierte, war mir mit der Zeit egal, was dort kreuchte. Schließlich kamen zwei Schildkröten angekrabbelt.

    Ansonsten hörte man viele Grillen Zirpen, das Plätschern der zwei kleinen in den Stausee fließenden Bäche und das Summen von Insekten. An den Bächen hüpften viele zentimeterkleine Frösche herum.

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