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Gjirokastra - Straße, mein Hotel
Gjirokastra - Straße, mein Hotel

Wetter: Früh sonnig, am späten Nachmittag teilweise bewölkt, abends wieder wolkenlos.

  • 22,3°C / (40°C) / 29,1°C (20:05)
  • vmax=50,8 vø=18,9
  • s=74,58 t=3:56:33
  • Ich war früh wach, doch nach einem Toilettengang schlief ich noch eine Runde. Dann packte ich zusammen und machte ohne Chris mit dem GPS-Gerät eine Runde durch die Gassen. Bei meiner Rückkehr spendierte mir der Hotelbetreiber einen Kaffee. Danach ging ich zu Chris' Haus, dessen Nachbar ihn für mich weckte. Zusammen machten wir eine weitere Runde durch das Viertel, dann gingen wir ins Internet-Café. Erstmal musste ich JOSM und Java installieren, dann gab ich ihm mit JOSM und Potlatch 2 eine Einführung in OpenStreetMap. Bis Mittag saßen wir noch vor dem Café des Hotelbetreibers, tranken einen Kaffee und erzählten uns; schließlich brach ich auf.

    wieder auf der Straße Richtung Maja e Këndrevicës-Gebirge
    Straße Richtung Maja e Këndrevicës-Gebirge

    Mein nächstes Ziel war ein Ort namens Banjat e Benjës. Ich hatte Chris von einem öffentlich zugänglichem Heilbad bei Elbasan erzählt. Er kannte es und riet mir von dessen Besuch ab, da es nicht schön sei; statt dessen empfahl er mir Obiges.

    Im Schatten einer Tankstelle machte ich Mittag. Der Tankwart bedeutete mir, am Tisch Platz zu nehmen. Dafür besch...ummelt mich die Betreiberin des kleinen Ladens an der Tankstelle beim Kauf zweier Getränkedosen.

    Nach dem Abbiegen Richtung Përmet fuhr ich auf einer schmalen Straße durch die malerische Këlcyra-Schlucht und wurde oft gegrüßt. Im grünblauen Wasser der Vjosa badeten Erwachsene und Kinder. Der Asphalt wurde teilweise sehr holprig, trotzdem war ich dank Rückenwind mit gutem Tempo unterwegs. Irgendwo stand ein Mercedes an der Straße, ein Mann winkte mir aufgeregt zu. Was zum...? Es wurde nur eine weitere anschiebende Hand gewünscht. Bald hustete der Wagen eine schwarze Wolke aus und verschwand mit seinen winkenden Insassen.

    Vjosa zwischen Trebeshina- und Dhëmbel-Nemërçka-Gebirgszug
    Vjosa zwischen Bergen

    Kurz vor Përmet und auf dem Abzweig Richtung Banjat e Benjës war der Asphalt wieder sehr gut, bis er bei dem Bad endete. Einige Autos waren hier geparkt, darunter auch zwei tschechische. Ab hier führten holprige Dirtroads zum Bad und durch eine Furt mit zur Zeit sehr flachem Wasser in die Berge. Dass der Fluss auch mehr Gewalt entwickeln kann, sah man an den Pfeilerresten zweier Brücken.

    Direkt am Bad stand eine alte Steinbrücke. Dazu denke man sich zwei Bungalows und ein kleines niedriges Haus am nördlichen Ufer, ein paar Höhlen in den Felswänden am Fluss, über allem ein leicht fauliger Schwefelgeruch - und man kennt Banjat e Benjës. Der Name heißt soviel wie "Bäder von Benja", wie mir später erklärt wurde. Weiter nördlich liegt ein Dorf diesen Namens. Das Einzige, was ich nachher bedauerte nicht besucht zu haben war der Flussdurchbruch. Anhand der hohen Felsen und dem, was ich am nächsten Tag auf der anderen Seite sah, dürfte er sehenswert sein.

    Bergdorf
    Bergdorf

    Nachdem ich mich im Fluss gewaschen hatte, badete ich in dem größeren der zwei Becken am Südufer des Flusses, die von warmen Quellen gespeist wurden. Sie waren recht einfach gehalten: jeweils ein kleiner Teich, deren zum Fluss zeigende Seite ein Damm aus aufgeschichteten Steinen war. Mit den Tschechen unterhielt ich mich kurz. Am Nordufer stieg ich nahe der Brücke noch einmal kurz in den Fluss - und versank bis zur Wade in zähem Schlamm.

    Dann schaute ich mir das einzige bewohnte Haus näher an. Es hingen ein paar Zettel auf albanisch aus, die Bewohner saßen auf der Terrasse. Obwohl es keine Gastwirtschaft im eigentlichen Sinn war, konnte man hier Geld gegen Essen tauschen. Ich bekam eine Suppe mit Reis, dazu Wein, danach wurde noch ein großer herzhafter Salat aus verschiedenem Gemüse mit Brot gereicht. Nur mit Mühe konnte ich ihn komplett zu vertilgen. Es hatte sehr gut geschmeckt. Umgerechnet etwa vier Euro hatte ich zu zahlen, ein Trinkgeld wurde abgelehnt.

    Die Familie wohnt in der Saison drei Monate hier am Ufer des Flusses und verdient sich wohl ein Zubrot mit der gelegentlichen Versorgung von Besuchern der Quellen.

    Bënja - kleines Becken, Steinbrücke Ura e Kadiut und Fluss Lengatica
    Banjat e Benjës - Fluss und Steinbrücke

    Mit dem Sohn Jedmir unterhielt ich mich gut und ausführlich auf englisch. Er stand kurz vor dem Diplom für Computerscience. Er studierte an der Universität Tirana, die mit der Universität Greenwich kooperiert. Etwa 10.000 Euro musste er dafür aufzubringen. Ein kleiner Fernseher lief, zum ersten Mal seit Wochen bekam ich Nachrichten mit. Ein englischer Sprecher erzählte etwas von einem Massaker, bevor er mit dem albanischen Übersetzer überblendet wurde. Jedmir erklärte, dass vor kurzem ein mehr oder weniger Verrückter in Stockholm Amok gelaufen war.

    Ich fragte, ob jemand etwas dagegen hätte, wenn ich auf der Terrasse des benachbarten Bungalows übernachtete. Kein Problem, ich könne gern auch hier im Haus schlafen. Ich dankte, zog aber vor, für mich zu sein. Für das Moskitonetz schlug ich einen herumliegenden Nagel in einen Deckenbalken, für die Wäsche spannte ich die Gepäckgummis.

    Durch das Dunkel flatterten Fledermäuse.

    Auch heute hatte ich wieder festgestellt, dass an der Straße nur Schatten zu finden war, wo auch ein Geschäft war: Entweder ein Verkaufsstand, ein Restaurant oder ähnliches.

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