abwechslungsreiche Baumschule bei Karpen
Di, 26.08.2014
16,6 km
Wetter: Sonnig
Durch den Muezzin wurde ich gegen fünf munter und konnte nicht wieder einschlafen. Ich setzte mich an einen der Computer (den Gästen stehen mehrere stationäre Netbooks mit Internetzugang zur Verfügung) und kartierte Albanien ein bisschen. Mit dem Editor iD und dem kleinen Bildschirm war es recht mühsam. Hauptsächlich trug ich Quelle und Höhle Sopanikes ein und verbundene Wege sowie den Kanalweg von Gur-Lurë. Dann frühstückte ich, unterhielt mich ein bisschen und suchte vergebens einen Berber in der Nachbarschaft – einer war nicht besetzt, der andere überfüllt.
Ich erledigte noch dies und jenes; machte noch eine Karte von Tiranas Straßen ohne Namen für das Garmin-Navigationsgerät zur möglichen späteren Verwendung, ließ mich dann vom mittlerweile anwesenden Berber rasieren und ging kurz vor elf zum Busbahnhof Süd. Da ich unterwegs noch eingekauft hatte, war ich etwas abgehetzt Schlag elf dort. Für das Ziel Kavaja wurde ich an einen Furgon verwiesen, der 11:15 fahren sollte und bis jetzt noch leer war. Ich wollte spontan doch lieber den Skrapar-Bus nehmen, weil der früher fuhr, blieb dann doch beim Furgon. Nach der Abfahrt wurden erstmal Bushaltestellen abgeklappert, dann ging es auf der Schnellstraße zügig Richtung Durrës.
Ich lief gleich in Sandalen zum Campingplatz und kaufte unterwegs noch ein bisschen ein. Für drei Kilometer hatte ich eine teils etwas lästige Begleitung von einem, dann zwei albanischen Jungs, die mir alles Mögliche für ihr klappriges Fahrrad abtauschen wollten.
Das an einem Hügel gelegene Kamping Pa Emer war sehr schön – und der erste Campingplatz, den ich je aufsuchte. Es gab mehrere Ebenen für Wohnmobile und Zelte, viele Bäume, dazwischen Rosen und Oleander. Eine künstliche Insel war über einen langen Holzsteg erreichbar, eine zweite war offenbar im Bau. Allerdings funktionierte die Dusche auf der Insel nicht. Die ganze Bucht von Durrës hat Sandstrand, das Wasser war demzufolge nicht besonders klar, bei starkem Wellengang sogar recht trüb. 2,5 Tage verbrachte ich hier.
Der Rezeptionist war ein älterer Herr mit weißem Haar, vermutlich der Vater des Betreibers. Ich kam zeitgleich mit einem Tscheche im Landrover an, der mich zweimal überholt hatte. Er fragte nach dem Preis eines Zimmer: für ihn solle es nur 50 EUR kosten (im Internet hatte ich gelesen: 40), dann wurde es doch noch auf 40 reduziert. Ich verhandelte auf albanisch und bekam pro Nacht 12 EUR genannt statt der 15 im Internet zu findenden. Zu zahlen war bei der Abreise, bis dahin wurde der Ausweis als Pfand einbehalten.
75% der Gäste waren Deutsche, alle aus Westdeutschland. Am 2./3. Tag kamen Besucher vom Landkreis Oder-Spree (VW-Bus), aus dem Vogtland (Motorrad) und aus Dresden (recht jung und mit Fahrrad). Am ersten Abend schlug ein reizendes, relativ junges Archäologenpärchen aus Slowenien im Dunkeln sein Zelt nahe meinem auf. Der Mann war vom stundenlangem konzentrierten Fahren abgespannt und müde, mit der Frau unterhielt ich mich lang, breit und sehr angeregt. An den nächsten zwei Tagen war ich gelegentlich zu ihren Mahlzeiten eingeladen, dafür konnte ich mit meinem restlichen Salz revanchieren – ihres war alle. Eine Frau mit Schubkarren lieferte täglich Obst und Gemüse, an meinem zweiten Tag kaufte ich aber Essen und Trinken im Dorf ein.
Ich legte mir einen leichten Sonnenbrand zu, der aber am Samstag schon wieder restlos vergangen war. Am ersten vollen Tag schwamm ich zu einem ankernden Fischerboot südlich der Kunstinsel und war danach ordentlich geschafft. Am ersten Abend unterhielt ich mich mit einem älterem Paar vom Chiemsee. Zur Navigation in Albanien konnte ich OSMAnd empfehlen - und gleich über das WLAN des Campingplatzes installieren; wir sprachen auch verwandte Themen an. In Deutschland soll der Sommer wohl ziemlich schlecht sein, in Slowenien ebenfalls.
Am zweiten Abend verkaufte ich 80 Postkarten für sehr günstige 50 Lek/Stück. Pa Emer verkaufte sie für doppelten Preis weiter und gab mir einen Auftrag für eine Campingplatz-Postkarte. Das zum Platz gehörenden Restaurant war etwa doppelt so teuer wie der albanische Durchschnitt, aber durchaus noch erschwinglich, das Essen war gut. Am letzten Tag campte ein Ehepaar aus Wrocław neben mir, er hatte einen Doktortitel (das Fach ist mir entfallen), sie war Botanikerin.
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