Fushë Lurë - Abschied von Gastgebern
Naturpark Lura - spärlicher Wald bei Fushë Lurë
Naturpark Lura - Rodungs- und Waldbrandüberbleibsel
Naturpark Lura - Glocken- und andere Blumen
Naturpark Lura - fünf Bergseen
Naturpark Lura - Schmetterling im Gras
Mi, 06.08.2014
24,2 km inklusive Bonus
Wetter: morgens wolkenlos, später bewölkt, teilweise bedeckt
06:30 wurde ich von einem von Hahn geweckt. Ich machte Toilette, packte und ging etwas im Freien herum. Lazarus' hübsche Frau hackte Holz, ohne Hackstock auf der blanken Erde. Mir wurde ein Kaffee gebraut, dann verabschiedete ich mich, nachdem ich meine Geschenke (Malzeug, Kaffee, Postkarten) etwas unbeholfen übergeben hatte.
Ich begann den Aufstieg auf den Lura. Beim Hotel Turizmi stand der polnische Tourist Gregor mit einer Tasse Kaffee am Weg. Er ist Unternehmer und mit einem Jeep zum ersten Mal in Albanien. Ich folgte weiter der Straße, die häufig von Kiefern beschattet war, auch gab es viele Himbeeren. Die einzigen weiteren Begegnungen war ein bergauf fahrendes Moped, auf dem ein Mann und eine Frau saßen und zwei vermutlich Beeren sammelnde Jungen. Während einer "Abkürzung" durch den Wald, die teilweise sogar einem Pfad folgte, machte ich eine Frühstückspause. Zum Nachtisch gab es etliche Blaubeeren.
Danach fand ich zurück auf die Straße und besuchte vier oder fünf der insgesamt sieben Seen. Der Aufstieg zum Gipfel war aufgrund großer Felsblöcke etwas mühsam. Aus Richtung Fushë Lurë grollte die ganze Zeit Gewitterdonner und Nebelschwaden/Wolken zogen bergauf. Am Gipfel gab es wenig Aussicht, am Nebengipfel mit schön schroffen Felswänden hatte ich etwas mehr Glück. Überall waren die Spuren heftigsten Holzeinschlags zu sehen: viele Baumstümpfe, teilweise lagen gefällte Bäume kreuz und quer an den Hängen.
Der Abstieg Richtung Kroi Bardhë war ebenfalls ungebahnt, der Wikiloc-Trail folgte einem trockenem Bachbett. An der "Straße" angekommen stellte ich fest, dass weitere 3 km zu laufen waren… Die Quelle befindet sich in einem eher unwegsamen Tal unterhalb der Straße, jede verfügbare waagerechte Fläche war von Saisongästen oder Vermietern von Zelten oder Räumen belegt. Von letzterem gab es mindestens drei. Ein passendes Fleckchen für das Zelt wäre wohl nur mit Mühe zu finden gewesen. Nach der Überschreitung des Lura hatte ich aber nicht mehr viel Antrieb und fragte bei einer Reihe kleiner Holzbungalows nach dem Preis für eine Übernachtung: 12 EUR. Dass die Glühlampe am Stromkabel nur Attrappe war, erfuhr ich erst später.
Mein "Vermieter" Nikolla war selbst Kurgast hier, ansonsten aber Ökonom aus Tirana im Ruhestand und Teilhaber einiger Wasserkraftwerke. Er sprach gut Englisch, von ihm erfuhr ich auch Details zu Kroi Bardhë: Es ist eine ergiebige Quelle mit heilkräftiger Wirkung, die aber nur vorhanden ist, wenn man direkt von Quelle trinkt oder in einem Umkreis von fünf Metern. Vor dem Trinken soll man eine Weile rasten. Das Wasser soll unter anderem bei Problemen mit der Prostata und Nieren helfen.
Ich kochte mir Tomatensuppe mit Nudeln zu einem sehr späten Mittagessen. Da mir etwas mehr Nudeln als geplant in den Topf gerutscht waren, war er randvoll – ein Liter. Nikolla spendierte mir dazu einen Raki.
Er erklärte mir auch den Weg zur Quelle, später ging ich in seiner Begleitung nochmal dorthin. Vor den Leuten an der Quelle sprach Nikolla mit mir und über mich, übersetzte, fragte nach Frauen. Ich erzählte, dass letztes Jahr eine in Gjirokastër sehr mit mir geflirtet, ich aber nichts weiter unternommen habe, weil die Verständigung quasi unmöglich war. Daraufhin wurde mir gesagt, dass man diese Ernsthaftigkeit an den Deutschen auch während des Krieges geschätzt habe. Die Italiener wären mit "Amore, Amore!" gekommen, um Frauen ins Bett zu kriegen, den Deutschen sei es ernst gewesen.
Danach machte ich einen Spaziergang mit Nikolla und seiner Frau, den sie wohl hauptsächlich unternahmen, um einmal Handyempfang zu haben. Da ich nach Kroi Zi fragte, die er erwähnt hatte, führte er mich zu Hirten, von denen mir einer die Quelle zeigte. Vorher bekamen wir Raki und Ziegenkäse serviert. Während des Gesprächs erfuhr ich, dass man mich beim Abstieg vom Gipfel gesehen hatte. An der Unterkunft hingen etliche Bündel Çaj Malit, ein ankommender Mann hängte gerade noch eines dazu.
Zurück an der Unterkunft wurde ich von Nikolla und seiner Frau zum Abendessen eingeladen: Pilaw (Reis in Butter gebraten, dann heißes Wasser dazu) und in Asche gebackene Kartoffeln (köstlich, seit Jahren nicht gegessen). Dazu gab es Käse und Wein von Saranda (sehr lecker). Nikollas Fischkonserven brachen wir nicht an. Hier erzählte mir Nikolla die Legende von der Entdeckung der Quelle, die er von einem Einheimischen erfuhr:
Während des ersten Weltkriegs lagerten österreichische Soldaten an Kroi Bardhë und Kroi Zi. Es trat eine Krankheit auf, an der die Soldaten starben, die an Kroi Zi lagerten, aber nicht die an Kroi Bardhë. "Kroi" heißt soviel wie "fließendes Wasser". "Bardhe" heißt weiß, "Zi" dagegen schwarz.
Während wir so im Dunklen saßen, sahen wir rechterhand ein Fahrzeug durch das Tal fahren. Nikolla und seine Frau berichteten, dass dies allabendlich und auch nachts geschehe. Eine Familie würde so nahe zur Quelle gebracht. Vermutlich haben sie eine Krankheit, die sie nicht öffentlich zeigen möchten.
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