Tekke Abaz Aliu - Statue des Haxhi Dede Baba Reshat Bardhi
Tekke Abaz Aliu mit Heiligenbildern und wehenden Fahnen
Türbe aus Busfenster, etwas zoom
Pirogoshi-Höhle - knöcheltiefer Unrat
Pirogoshi-Höhle - Fledermauskolonien
So, 24.08.2014
6 km
Wetter: wolkenlos
Sechs Uhr wurde ich wach, stand langsam auf. Ich kochte Tee von auf der Wiese wachsender Minze, frühstückte Reste: letzte Gurke, Käse, Zwiebel). Vorher hatte ich eine Banane für 60 Lek gekauft und mit einem Croissant verzehrt. Nachdem ich komplett gepackt hatte, bekam ich an der Tekke einen Teller mit Joghurt und Brot von einer sehr hinreißend attraktiven jungen Frau.
Dann wartete ich eine zeitlang auf Taxis. Das anwesende von Çuk wollte ich nicht nehmen. Nach neun Uhr lief ich schließlich los; nach ein paar Kilometern ließ ich mich von einem Furgon nach Polican mitnehmen. Vielleicht hätte ich am Abzweig mit dem Schild "Bogovë 4 km" aussteigen sollen, um noch ein hübsches Stück zu wandern, der Furgon machte einen großen Bogen. In einem Bergdorf wurde ein Haufen Leute mit Gepäck (Koffer, Gasflasche mit großem Brenner) eingeladen. In Pronovik stieg ich kurz vor elf aus und wartete auf den Bus nach Çorovodë. Es hieß: kommt in neun Minuten (Furgonfahrer), dann: 12:00, jemand anderes: 15:00.
Beim Schreiben des Tagebuchs wurde ich von einem Albaner zu einem Kaffee eingeladen, der endlos wiederholte: Komme nach Deutschland, nach Kassel, Zug, anrufen, Nummer, Ländervorwahl etc.… Ich gab ihm trotzdem meine Handynummer und Adresse – schließlich werde ich in Albanien auch überall gastfreundlich empfangen.
Der Bus kam gegen zwölf Uhr. Darin saßen unter anderem ein englisch sprechender Albaner und ein junges französisches Studentenpärchen, das gut Englisch sprach. Wir haben uns gut unterhalten und in Çorovodë im "Drita e Tomorrit" gegessen. Sie hatten beide jeweils Byftek – sie sagten, es war das bisher beste Fleisch, das sie in Albanien hatten – ich Salat mit Käse. Wir tauschten Tipps aus, ich schenkte ihnen einen Satz Postkarten. Dann lief ich ein Mini-Stückchen in Çorovodë und nahm mir ein Hotelzimmer. Es machte einen sauberen und guten Eindruck, allerdings war auch hier dies und jenes defekt. Es war das Hotel stadteinwärts gleich links vor dem Hauptplatz im zweiten Stock über einem Geschäft und einem leerem Geschoss, den Name weiß ich nicht. Nach dem Preis hatte ich nicht gefragt.
Dann suchte ich mir ein Taxi. Es stand nur eins am Hauptplatz, leider war es nicht mein Fahrer vom letzten Jahr. Ich ließ mich zum Steinbruch bei der Pirogoshi-Höhle fahren. Unterwegs bat ich um eine Fotostopp. Der Fahrer brauchte etliche Versuche mit Anlassen und rückwärts anrollen, bis der Mercedes wieder fuhr. Oben wollte der Fahrer 2000(!!) Lek haben. Da ich auch zurück wollte, gab ich, was ich hatte – 1500 – und bestellte ihn für 17:30. Den Weg zur Höhle hatte ich ursprünglich zu hoch gewählt. Ich gekraxelt ein wenig abwärts und machte dabei Bilder von der Schlucht. Dann ging ich in die Höhle – diesmal mit Licht.
Der niedrige Abzweig gleich links neben dem Eingang ist eine Sackgasse. Nach dem ersten Saal geht es leicht links recht steil bergab. Unten war ein sehr schmaler "Durchgang", ich musste mich auf der Seite liegend durchquetschen. Auf der anderen Seite ist dieser Ausgang durch ein rotes Band an einem Stalagtit markiert. Danach kommt ein größerer Raum; nach rechts gehend gelangt man an einen Schacht und Dom, der sicher 30 Meter von der Decke bis zu Sohle misst. Von dem rot markierten Durchschlupf nach schräg links (mit grünem Spray markiert) geht es steil abwärts und zu einem so schmalen Durchgang, dass ich mich nicht hindurch traute. Zudem wollte ich mich nicht vollständig in dem erstaunlich stark vorkommendem Dreck wälzen, um dann wie ein Erdferkel ins Taxi zu steigen. Auf dem Rückweg machte ich in dem ersten Raum noch etliche Fotos – für mich die schönste Stelle der Höhle. Dann ging ich zurück zum Steinbruch, wo der Taxifahrer schon wartete.
Aus meinem Zimmer holte ich meinen letzten 2000-Lek-Schein. Zurückhaltend wie ich dummerweise noch immer bin, hatte ich nicht die Traute ihm zu sagen, dass 1500 Lek mehr als genug sind. Richtig wäre gewesen, vor Antritt der Fahrt den Preis festzulegen.
Mit den 2000 zu ihm, gab sie ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Schließlich ging er zu einer am Straßenrand sitzenden Frau, wechselte den Schein und gab mir 500 zurück. Also hatte ich 3000 Lek (=21,43 EUR) für etwa 5 km Strecke gezahlt. Als ich ihm sagte, dass ich das für überteuert halte, meinte er "keq rruga!" (schlechte Straße). In meiner Gegend in Deutschland würden 2x2,5 km 6,40 EUR kosten.
Mein Fehler war, nicht vor Beginn der Fahrt einen Preis ausgemacht zu haben.
Dann versorgte ich die Elektronik, wusch mich, meine verschlammte Sachen und ging ins Drita e Tomorrit, um Abendbrot zu essen. Lange saß ich an dem dem Restaurant wohl entferntesten Tisch und schrieb mein Tagebuch. Schließlich ging ich hinein und äußerte meine Wünsche. Dann setzte ich mich an einen Restaurant-nahen Tisch und wurde gut bedient. Der Kellner, Sohn des Restaurantpächters, hieß Desar und sprach sehr gut Englisch und stand kurz vorm Abschluss des Masters in Ökonomie.
Zur Shpella i Pirogoshit (Pirogoshi-Höhle, die ich am Nachmittag besucht hatte) erzählte er mir Folgendes: 50m stromab(?) der Ura e Kasabashit mündet ein Bach in das Flüsschen, der aus der Höhle stammen soll. Jemand habe erzählt, er habe in der Höhle Äpfel in das Wasser geworfen, die unterhalb der Brücke wieder auftauchten. Dann erzählte er folgende Legende:
Vor langer Zeit reisten ein paar Leute mit sechs goldbepackten Maultieren. Als Banditen sie überfallen wollten, flüchteten sie sich in die Höhle. (Der Erzähler wusste leider nicht mehr von der Legende.) Seitdem suchen Leute in der Höhle nach dem Schatz, einige Goldstücke wurden auch gefunden. 2013 sollen Deutsche mit Metalldetektoren da gewesen sein. Gelegentlich verunglückt auch jemand in der Höhle tödlich – darunter ein Bekannter Desars… Sein Vater spendierte einen weiteren Raki, fast als letzter Gast ging ich schließlich. Desar schenkte ich einen Satz Postkarten, die er von mir signiert haben wollte, was ich auf einer tat – mit der Widmung: Dem besten Kellner von Çorovodë.
Danach ging ich in ein Internetcafé, lud etliche Fotos in mein Blog und die GPX-Daten zu OSM hoch, dann war Feierabend.
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