Hintergrundbild

Bild: steiniger, steiler Pfad
steiniger, steiler Pfad

Bild: Flechtzaun
Flechtzaun

Bild: Maja Lisecit mit Dörfern am Berghang
Maja Lisecit mit Dörfern am Berghang

Bild: Weg durch verschiedenfarbige Hügel, teils erodierend
Weg durch verschiedenfarbige Hügel, teils erodierend

Bild: Wasserlauf mit hoher, steiler Böschung
Wasserlauf mit hoher, steiler Böschung

Bild: Pfad durch erodierende Hügelflanke
Pfad durch erodierende Hügelflanke

Bild: Bauernhof mit Pappel und kleinen Feldern vor Maja Komjanit und Tal
Bauernhof mit Pappel

Bild: störrisches Maultier
störrisches Maultier

Mo, 18.08.2014
21,1 km
Wetter: Sonnig

Sechs Uhr war ich munter, nach Packen und Warten auf Sonne (fürs Trocknen des Zeltes) wanderte ich 08:30 los. In Sandalen durchquerte ich den Fluss, dann zog ich die Wanderschuhe an. Beim Aufstieg fotografierte ich die Mühle noch einmal. Zuvor sah ich einen Maultierreiter mit zwei Säcken dorthin reiten und hatte überlegt: soll ich nochmal zur Mühle und beim Mahlen zuschauen? Ich entschied mich dagegen, was ich mittlerweile wegen der entgangenen Erfahrung bereue.

Dieser Aufstieg war nicht so schwer wie befürchtet. Als ich oben auf den Hauptweg kam, stand mehr oder weniger zufällig ein junger Mann da, der mich beobachtete und danach wieder zu seiner Schafherde ging. Der Weg wurde recht mühsam, oft gab es ein relativ steiles Auf und Ab. Einen Berg mit drei Spitzen knapp unter 2000m hatte ich seit dem Vormittag stets im Blick. In Kukur erfuhr ich, dass das der Mali Lisec ist.

Auf einem Feld sah ich eine alte Frau, die mir mit kreischender Stimme minutenlang Unverständliches zurief. Spontan musste ich an eine Dorfhexe denken… Ich eilte weiter, um das Gekeife nicht mehr hören zu müssen und achtete nicht recht auf den Weg. Prompt verlief ich mich in einem Mini-Gebirge aus einem Labyrinth erodierender Hügelchen mit steilen Wänden und teils trockenen Wasserläufen dazwischen. Meine Lösung war schließlich, einem größeren Wasserlauf zu folgen, bis der einen Weg querte.

Die letzten sieben Kilometer nach Kukur waren wieder relativ eben. Leider versäumte ich es in meiner Menschenscheue und der unsinnigen Angst, "aufgehalten" zu werden, im vorherigen Dorf die Bar zu besuchen und nach dem Dorfname zu fragen. Nach dem Dorf war die Straße – das heißt die vier knapp Meter breite in den Berg gegrabene Spur – frisch planiert. Hier begegnete ich unter anderem einem Mann auf einem Maultier, das recht störrisch war. Da das Reiten seltsam aussah, blieb ich stehen und wollte die beiden vorbeilassen. Der Reiter stieg ab, das Tier machte aber einige Sperenzchen, bis beide an mir vorbei waren. Die Bilder bei Mapillary haben einige Aussagekraft. :)

In Kukur begegnete ich gleich zu Beginn einer jungen Frau, die meinen Gruß erwiderte und vier staunenden Kindern. Kurz darauf saß ich in einer Bar, in die mich ein junger Mann gerufen hatte. So gut wie möglich unterhielt ich mich mit den Männern. Dabei konnte ich beobachten, wie ein Furgon nach der letzten Fahrt des Tages von Leuten und Fracht entladen wurde und in der Garage geparkt wurde. Vorgenannte Frau mit Kindern gehörte zu einem Mann, der ein Maultier mit dem Großteil der Fracht bepackte – unter anderem einem Gaskocher, einer Gasflasche und zwei großen Kisten. Ein junger Mann lud mich zu sich zum Übernachten ein – ins Elternhaus. Ich wollte und durfte die kleine Rechnung in der Bar begleichen.

Das Haus des Einladenden war ein schönes, gepflegtes Gebäude. Der Einlader war gegen 25 Jahre alt, im Haus gab es noch Vater, Mutter und und einen 4jährigen Jungen, der nicht Sohn des Einladers war. Fast als erstes fragte ich nach einer Waschmöglichkeit. Wäsche- und Waschraum war ein separates kleines Gebäude mit Toilette (Loch im Boden). Fließendes Wasser gibt es, wenn der Schlauch an der Zuleitung von der Quelle angesteckt wurde. Ich wusch mich, Unterhose, Socken und Shirt.

Darauf gab es Abendbrot für den jungen Mann und mich: Ein Gericht, dessen Name wie das englische "Cheese" klang – wie wird das auf albanisch geschrieben? Wenn ich mich recht entsinne, war das eine heiße Suppe rötlicher Färbung mit Sahne oder Frischkäse darin. Dazu gab es Milch, Dhallë, aufgeschnittenes Brot, Zwiebeln, Käse und Tomaten, Spiegeleier, als Nachtisch Feigen und Pflaumen in Sirup und Raki. Erstmals war der Käse nicht der übliche weiße, weiche, sondern hart und säuerlich, vermutlich eingelegt. Insgesamt: Köstlich! Die Küche befand sich übrigens in einem verräucherten Holzschuppen.

Der Einlader wollte wohl seinen Wunsch nach meinen ineinanderschiebbaren Trekkingstöcken äußern; ich stellte mich absichtlich etwas dumm. Auf die Stöcke konnte ich nicht verzichten, ich verschenkte stattdessen meine Postkarten… Wir unterhielten uns noch ein wenig. Er war 3 Jahre in Italien, spricht etwas italienisch, kann es aber nicht schreiben. In der Schule in Kukur gibt es keinen Fremdsprachenunterricht, in Gramsh dagegen schon. Dann musste er in der einbrechenden Dämmerung mit dem Maultier fort zu Mali Lisec. Er nahm leere Plastikflaschen mit – um Vieh zu melken? Das Bett wurde mir im gut eingerichteten Wohnzimmer bereitet.

Im Ort gibt es trotz seiner relativen Größe weder Lebensmittelgeschäft noch Hotel, nicht einmal Brot konnte ich erwerben. (Natürlich erhielt ich von meinen Gastgebern auch Wegzehrung.)

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