Hintergrundbild

Bild: albanischer Junge vor klapprigem Stall
albanischer Junge

Bild: Weg mit Baum zwischen Maisfeldern
Weg mit Baum zwischen Maisfeldern

Bild: alte Albanerin vor Hügeln, Wald und Weiden
alte Albanerin

Bild: Berge bei Selitë
Berge bei Selitë

Bild: Selitë - Streicheleinheit für Esel
Selitë - Streicheleinheit für Esel

Bild: schilfbewachsener Tümpel vor erodiertem Hügelchen
schilfbewachsener Tümpel vor erodiertem Hügelchen

Bild: Eingänge in Felswand bei Selitë
Eingänge in Felswand bei Selitë

Bild: Kabash - Mühle mit Natursteinwänden und Steindach
Kabash - Mühle mit Natursteinwänden und Steindach

So, 17.08.2014
25,4 km
Wetter: Wechselhaft. Früh stark bewölkt (Wolkenstau am Berg), dann sonnig, wolkig, schaurig, bin trotzdem halbwegs trocken geblieben

06:30 war ich munter, mit Packen war ich 07:00 fertig. Im Haus rührte sich nichts. Ich ging nach hinten und unten zur Bar: auch nichts. Also zog ich die Wanderschuhe an, kaufte in einem Lädchen dreimal Süßes und zwei Nektarinen, aß dies zum Frühstück und zog los. Es ging viel auf und ab; einmal hatte ich ziemlich pfadloses Stück, einmal hatte sich eine Furt verschoben, ansonsten kam ich gut voran.

Zwischen Xibresh und Selitë stolperte ich nach dem Durchqueren eines Flusses über ein Feld, das zu einem nicht in OSM eingetragenem Wohnplatz gehörte. Ein älterer Mann schenkte mir eine Gurke und führte mich dann zum Haus. Die Frau des Hauses, die wirklich die Hosen an hatte, begrüßte mich lachend: "Parachute"? Sie bereitete für mich und den Mann vor unseren Augen auf einem Gaskocher Kaffee zu, holte dann noch eine Flasche Raki, die sie – da leer – in einem Schuppen aus einem von mehreren Kanistern nachfüllte, deren jeder sicher 20 Liter fasste. Zum Raki gab es noch Süßes. Zur Familie gehörten noch der Sohn der Frau, der wohl in der Schule Englisch lernt, es aber nicht sprach oder sprechen wollte sowie ein sehr betagtes Ehepaar.

Ich hatte Gelegenheit, durch das Geschichtsbuch des Jungen zu blättern: Es war für die 6.-9. Klasse und 130 Seiten stark. Es begann mit dem Urmensch, weiter mit Siedlungsformen, Alexander dem Großen, ab S. 70 Albanien und vermutlich Besiedlungseinflüsse.

Zum Abschied wollte mir die Frau noch ein Glas Kompott, Brot und anderes mitgeben. Ich lehnte dankend ab, da meine Vorräte derzeit leider aufgefüllt waren. Sie gab mir dann 0,5l ihres exzellenten Raki. Darüber war ich sehr erfreut, dankte vielmals und gab ihr einen Satz meiner Postkarten. Der Mann, dem ich zuerst begegnet war, begleitete mich noch ein Stück. Den Gruß zum Abschied: "Rruga madhë" (oder so ähnlich) hatte ich heute schon mehrmals gehört, sicher als Wunsch für eine gute Reise. Einmal kam er von einer alten Frau, die ich in einer abgelegenen Ecke am Weg getroffen hatte.

Weiter südostwärts zeigte das Navi eine Felswand. In OpenStreetMap hatte ich anhand der Luftbilder ein natural=cliff längs eines Flusses gemappt. Da Luftbilder und SRTM-Höhenlinien nur ein ungefähres Bild ergeben, weicht die Wirklichkeit manchmal vom Geahnten ab. Hier fand ich Folgendes: Einen Canyon entlang des Flusses, beginnend mit senkrechten Felswänden quer zum Fluss. Während des Abstiegs dorthin setze ein Regenschauer ein.

In den senkrechten Felswänden befanden sich sechs Eingänge zu vermutlich ehemals militärischen Anlagen, die ich aber nicht weiter erkundete. In einem der Eingänge aß ich zu Mittag, sah dabei viele leere Patronen auf dem Boden liegen. Trotz des wankelmütigen Wetters entschloss ich mich zu einer teilweisen Erkundung des Canyons. Der Fluss strömte zwischen teilweise sehr mächtigen Felsblöcken und zwei Felswänden hindurch, deren rechte zu Beginn der Schlucht einen enormen, domartigen Überhang in Form einer Drittelkugel bildete

Südöstlich von Kabash lag ein interessantes Tal. Es sah aus wie riesige eingestürzte Karsthöhle, das ist aber unwahrscheinlich. Östlich davon war vermutlich eine sehr schmale Schlucht. Beim Abstieg durch das Dorf fragte ich ein paar Jungen nach Wasser/Quelle gefragt: wurde nicht verstanden oder Kinder waren zu verdutzt. Auf gut Glück ging ich durch das nächstliegende Hoftor – und fand einen kärglichen Tante-Emma-Laden. Ich bat um Wasser – und bekam 3x1,5l Flaschen Wasser (keine Originalabfüllung) geschenkt. Ein paar Schokoriegel kaufte und verteilte ich unter den Kindern, einen aß ich selbst. Inzwischen hatte ein weiterer Regenschauer begonnen, die Laden-Inhaberin meinte, ich solle derweil bleiben. Ich orderte noch einen Softdrink - den ich ebenfalls nicht zahlen durfte. Ich fragte nach Name des Flusses im Tal und der Schlucht, fertigte auch eine Skizze dazu. Die Frau konnte mir diese nicht nennen, der Fluss heiße Fluss.

Den besten Lagerplatz den ich weiter unten im Tal fand war ein gepflügter Acker… Beim Erkunden der Gegend für eine Furt für morgen fand ich eine Mühle. Die Mauern bestanden aus Naturstein, das Dach war gedeckt mit Steinplatten, das Tor aus zwei klapprigen Flügeln hatte Spalten so groß, dass ich durch diese hindurch das Innere fotografieren konnte. Oberhalb der Mühle befand sich ein ein mächtiger Wasserzufluss. Nach dem Essen gab es wieder Regentropfen. Im Fluss wusch ich nur den Topf. Auch das hier frisch mündendes Flüsschen mit seiner blau-grauen Trübung und den Schaumflöckchen war mir zu suspekt für Körperhygiene.

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