Seta-Schlucht - "richtiger" Pfad
Seta-Schlucht - Blick aus Höhle auf Kanal
Seta-Schlucht - Pfad am Abgrund mit Stromleitung
Sa, 09.08.2014
24,3 km
+7,4 km in einem Auto
Wetter: Sonnig
06:00 war ich munter, nach Zeltabbau, packen und Milch abkochen ging ich kurz nach 8 los. Das Umfüllen der warmen Milch in eine Plastikflasche verformte diese deutlich, die Milch selbst schmeckte köstlich. Meinen Müll deponierte ich in einem Beutel in dem verlassenen Haus; vor dem endgültigem Abmarsch füllte ich noch meine Flaschen mit Wasser. Frühstück: ein halber Liter Milch.
Am Kanalanfang nahm ich den offensichtlichen Pfad, der sich als Sackgasse mit Nervenkitzel erwies. Er war ziemlich schmal, zur Erkundung des letzten Stückchens, nach dem es senkrecht bergab ging, musste ich den Rucksack absetzen. Zudem gab es eine Stromleitung in Griffweite. Dank der gestrigen Kletterei auf der anderen Schluchtseite konnte ich ein Foto vom Kanal mit aufsteigendem Pfad zu Rat ziehen. Über einen steilen, schottrigen Hang gelangte ich auf den Pfad, vermutlich sollte man schon weiter schluchtaufwärts dorthin wechseln. Der Aufstieg war dank Rucksack schweißtreibend, aber nicht weiter schwierig. Der GPS-Empfang war logischerweise denkbar schlecht, für Mapillary machte ich schließlich nur an ausgewählten Stellen Bilder.
Etwa in der Mitte der Strecke kam mir ein Mann mit zwei Beuteln offenbar mit Einkäufen entgegen – kurzer Smalltalk. Wo vom Kanal das Rohr zum Wasserkraftwerk abzweigte, begann ich mit dem Abstieg. Ein junger Mann, der mit einer alten Frau zwei Kühe hütete, bestätigte meinen Verdacht zu Shpella und Burim Sopanikes: der enorme Wasser-Austritt am Hang war schon von weitem sichtbar. Ich stieg ins Tal und überquerte die Seta, um an ihrem rechten Ufer einem ehemaligem Kanal zu folgen, der jetzt ein Rohr enthielt. Unterwegs wurde der Kanal wieder ein "richtiger" Kanal voll klaren Wassers. An den Bächen, die von der Höhle den Berg herabstürzten, legte ich meinen großen Rucksack ab, packte Stirnlampe, GPS, Kamera, eine Flasche Wasser und die Sandalen in den Mini-Rucksack und stieg über das Schotterfeld hinauf. Nachdem ich es überquert hatte, sah ich die Höhle erstmals von nahem – und auch, dass ein einfacherer Pfad talabwärts führte.
Da ich durch das Wasser laufen musste, zog ich die Sandalen an. Schuhe und Stöcke ließ ich vor der Höhle zurück. Im Eingang waren zwei Betonkästen platziert worden. Der große fasste den größeren Teil der hier entspringenden Quelle, im kleineren befanden sich zwei Wasserschieber. Auf der linken Seite der Höhle stürzte mit beeindruckendem Getöse Wasser aus der Decke, dahinter gab es noch eine kleinere Quelle.
Gleich nach Eingang lag ein circa 10-15m hoher Dom. Ich musste linkerhand etwas klettern, dann kam ich an eine große, völlig klare Pfütze, die aus Tropfen von der Decke entstanden war. Dann ging es leicht rechts weiter, ein zunehmendes Brausen. war zu hören. Nun stand ich vor einer zwei Meter hohen Wand, an deren Fuß sich rechts ein kleines Loch befand, durch das man Wasser sehen konnte. Ich erstieg die Wand und fand mich am Ende meiner Kletterkünste: dahinter ging es steil bergab. Hinunter wäre ich ohne Probleme gekommen – aber zurück..? Rechts befand sich ein unterirdischer See, links dessen brausender Abfluss.
Nach dem Verlassen der Höhle wanderte ich rechts der Seta weiter talabwärts. Ein Bauer, den ich am Pfad traf, lud mich zu einem Kaffee ein. Es wurden zwei Kaffee, dazu Nudeln mit kaltem Huhn. Der Vorsicht halber aß ich nur von ersterem. Das traditionelle Brot, das gerade gebacken wurde, durfte ich im Ofen fotografieren. Anwesende: Bauer (55), Sohn (~20-25), Tochter (~15), Frau. Letztere war beschäftigt mit Zupfen einer Bettdeckenfüllung, vermutlich aus Kunstfaser; sie verlegte diese Tätigkeit bei meiner Ankunft, sicher auf Geheiß des Bauern, in das 200 Jahre alte Haus .
Dann begleitete mich Bauer und Sohn noch ein Stück des Weges, der Sohn brachte mich noch auf die andere Flussseite und wieder bergauf, bis ich den Weg nach Arras, der Zwischenstation Richtung Peshkopi, nicht mehr verfehlen konnte. Später auf Hauptstraße kamen mir ein Schweizer Wohnmobil und Jeep mit ostdeutscher Nummer entgegen. In Arras' Zentrum trank ich in der Bar 0,5l ivi und 0,75l Bier. An der Brücke über den Drini i Zi (Schwarzer Drin) badeten Jugendliche, sprangen von deren höchster Erhebung der Brücke in den Fluss. Etwa einen Kilometer nach der Brücke wurde ich eine Weile zwei Jungs begleitet.
Ein Stück weiter lud mich Mercedes-Fahrer ein, wofür ich dankbar war: 1,5 Stunden Fußweg sparte ich, so dass ich nicht all zu spät in Peshkopi ankommen würde. Der Fahrer war von den Regierungen nach Hoxha nicht begeistert, von diesem selbst durchaus. Aber er sei kein Kommunist. Diktaturen seien OK, auch Hitler… Kurz vor Peshkopi – 2,5 km vom geplanten Hotel entfernt – trennten wir uns. Er ließ mich an der Werkstatt aussteigen, die er besuchen wollte. Der Weg zum Hotel war unspektakulär, ich wurde unschwer stets als Tourist erkannt und gegrüßt. Im Hotel, das ich, daran vorbeigelaufen, erfragte, hielt ich zuerst große Wäsche. Dann aß ich "Supë Oriental" und "Paçkop"(?) – zwei Suppen, eine mit Knochensplittern, dazu ein Bier, ein Tonic und Schweppes für 550 Lek.
Dann bummelte ich ein wenig durch die Stadt, in einem Internetcafé schrieb ich einen Blogeintrag. Zum Glück hatte ich ihn lokal gespeichert – der Rechner mit Windows XP startete spontan neu. Auf Twitter verwies ich für weitere Updates auf das Blog. Dann bummelte ich noch ein wenig weiter und kaufte 1,5l Dhallë und ein paar Oliven, um mich einmal richtig satt zu trinken und etwas zum Knabbern zu haben. Im Hotel wurde bis etwa 02:00 Uhr morgens eine Hochzeit gefeiert… Ich bastelte mir Ohrstöpsel aus Klopapier. Neben dem Laden der Akkus kopierte ich 20.000 Mapillary-Bilder (100 GB) und Fotos von zwei meiner SD-Karten auf die mitgeführte Festplatte – ein langwieriger Prozess. Coelhos "Walküren", die in Wien erstandene Reiselektüre, las ich weiter und fand sie teils abstrus, teils faszinierend. Nach den vergangenen Magnesium-Exzess war der Stuhlgang wieder etwas fester, dafür hatte ich ein selbst verursachtes ordentliches™ Nasenbluten…
Vor dem Zimmerfenster führte übrigens in halber Höhe der Flur eines neuen, noch unfertigen Anbaus vorbei ins Freie. Ich konnte problemlos hinaussteigen und ohne Geländer oder anderen behindernden Schnickschnack vom zweiten Stock auf die Stadt schauen und nutzte die Gelegenheit für einige Fotos.
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