Berglandschaft und Lumi Vërçës
verfallende Hütte vor Schlucht bei Kalaj
Di, 19.08.2014
27,2 km
Wetter: Sonnig
05:30 stand ich auf. Es war klares Wetter, durch das Fenster machte ich ein Foto von Bergen. Zum Frühstück erhielt ich Kaffee und Milch, nach der Übergabe eines Kaffeepäckchens und eines Malsets brach ich auf. Der Aufstieg von 740m ü. NN auf ~1600m war ab außerhalb des Ortes mühsam und langwierig, den einen oder anderen Tropfen Schweiß vergoss ich dabei auch. Wenigstens war der holprige Weg stets gut sichtbar. Einmal wurde ich von Reitern auf zwei Maultieren und einem Pferd überholt, von denen einer pfiff und sang, einmal von jungem Reiter mit Handymusik. Ein anderer Mann ging schon mit holzbeladenem Maultier bergab. Ob er auf dem Berg übernachtet hatte oder zu unmöglich früher Stunde aufgebrochen war?
Auf der ersten Hochebene angekommen rastete ich mit dem Handymusikreiter bei einem Schafhirt. Es gab Verständigungsprobleme (was ist Florinë – Blumen?) Lange Zeit wanderte ich über eine erstaunlich gute Straße, die mit Steinen befestigt, aber teilweise im Verfall begriffen war. Gab es hier oben früher mehr Siedlungen als jetzt? Der Weg führte mich durch schattigen Buchenwald – ich fühlte mich, als liefe ich auf einem heimischen Waldweg. Die Schluchten bei Kukur und einen Tauteich fotografierte ich; etliche Köter wehrte ich durch Steinwürfe ab; einige Male hatte ich wohl getroffen.
Nach Ersteigen eines 2125m-Gipfels und Wanderung auf dem grasig-runden "Grat" des Berges traf ich im nächsten Tal einen Hirten, der passabel Englisch sprach. Der nächste Aufstieg führte mich über einen Pass. Es war zwar nicht geplant, aber als ich auf der Karte des GPS den Name "Shkumbin" sah, dachte ich spontan: Vielleicht finde ich ja seinen Ursprung? Nach einigem Umhersuchen war ich der Meinung, die Quelle gefunden zu haben. Da sich sogar die Fachliteratur nicht einig ist, kann ich das guten Gewissens behaupten. :) Späteres Betrachten von Luftbildern ergab, dass auf dem Hang etliche Quellen entspringen. Die am weitesten von der Mündung entfernte Quelle eines Shkumbin-Zuflusses ist der nördlichste der Lenia-Seen, an dem ich in weniger als 100 m Entfernung vorüber ging.
Bevor ich direkt nach Süden abbog, konnte ich noch die Aussicht auf den 25 Kilometer entfernten Ohrid-See genießen. Um ein paar Höhenmeter zu sparen, querte ich einen Berghang auf möglichst gleichbleibender Höhe. Das war mühsamer als es zu sein scheint, zudem rutschte ich in einer vom Wasser gegrabenen Rinne ab und hätte beinah die mühsam behaltenen Höhenmeter durch eine rasche und schmerzhafte Talfahrt verloren. Aber es ging doch gut aus, bald durchquerte ich ein kleines Tal mit Bach und Wasserfall und ging entlang des trockenliegenden Abflusses der Lenia-Seen leicht bergauf. Parallel dazu war ein Graben gebaggert worden, dessen Zweck sich mir wegen des fehlenden Überblicks nicht erschloss.
Es war schwierig, auf dem zunehmend steiniger werdenden Untergrund einen guten Zeltplatz zu finden. Am untersten See wäre es sicher einfacher gewesen, aber der Boden sah mir recht feucht aus. Am obersten See fand ich eine kleine, passende Senke nicht weit und etwas oberhalb des Wassers.
Die Seen bei Valamarës scheinen hauptsächlich durch Niederschlag gespeist zu werden, vielleicht auch durch saisonale Quellen. Ich sah kein fließendes Wasser. Meine Flasche füllte ich, indem ich sie unterhalb der Wasseroberfläche hielt, um darauf Treibendes nicht in die Flasche zu bekommen. Das Wasser verwendete ich für Suppe und Tee. Das Wasser war klar, etliche Molche schwammen darin herum. Da ich das Wasser des Sees, der derzeit weder Zu- noch Abfluss hatte, nicht mit Seife belasten wollte, machte ich eine Katzenwäsche mit Wasser aus der Flasche.
Hier oben – 2150m über NN – war es am späten Nachmittag relativ kühl und windig, eine halbe Stunde vor dem Ende der Wanderung zog ich die Windjacke an.
Zu Bett ging ich bereits um 20:05.
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