Hintergrundbild

Bild: Dorf Spathare
Dorf Spathare

Bild: erodierender Hügel mit Spuren eines jahreszeitlichen Wasserfalls
erodierender Hügel mit Spuren eines jahreszeitlichen Wasserfalls

Bild: Osum-Bett, Felder, beladenes Maultier und zwei Leute
Osum-Bett, Felder, beladenes Maultier und zwei Leute

Bild: Natursteinverkauf
Natursteinverkauf

Bild: Jaupas - Wartende bei Fleischer
Jaupas - Wartende bei Fleischer

Bild: voller Bus mit telefonierendem Fahrer
voller Bus mit telefonierendem Fahrer

Bild: Berat - Steinhäuser
Berat - Steinhäuser

Bild: Hang mit Wein und Gräbern
Hang mit Wein und Gräbern

Bild: zwei alte Fahrräder und ein Smartphonenutzer
zwei alte Fahrräder und ein Smartphonenutzer

Mo, 25.08.2014
9,5 km
Wetter: Sonnig

05:30 war ich munter. Im Hotel war kein Angestellter da, also ließ ich ~20 EUR (der übliche Preis für eine Hotelübernachtung) in Lek und Trinkgeld zurück. Ich nahm den 7-Uhr-Bus nach Tirana. Mit dem Smartphone am Heckfenster sammelte ich eine Menge Bilder für Mapillary. Beim Stop in Berat war das Gerät sehr heiß und zeigte unreproduzierbares Verhalten. Die Pause half auch dem Gerät. Der Stop war im Gegensatz zum letzten Mal sehr kurz. Mit meinem "Sandwich" mit Fleisch, Pommes-Beilage und Soße im Fladenbrot stieg ich als letzter in den Bus und schaffte es, das Frühstück ohne Malheur zu verspeisen.

In Tirana ging ich zur Botschaft. An der Klingel mit Kamera und Gegensprechanlage sprach ich eine Angestellte und erläuterte mein Problem (=brauche ~300 EUR). Die Konsularin sei in der Mittagspause, ich solle in einer Stunde wiederkommen. (Es war 12:45) Ich ging derweil auf den Skanderbegplatz. Die kleinen, jungen Bäume brauchen noch eine Weile, bis sie einen ordentlichen Park zustande bringen. Auf dem Weg dahin hatte ich einen Byrek und ein Spinat-Teig-Dings gekauft und aß beides im Park.

Beim Wegbringen des Abfalls kam ein Backpacker-Pärchen auf mich zu. Sie waren aus den Niederlanden; die nächste halbe Stunde haben wir uns gut unterhalten. Sie empfahlen Georgien und meinten, auf der Botschaft müsse ich in jedem Fall Hilfe erhalten. Dann zogen sie weiter, ich ging wieder zur Botschaft. Ich klingelte – ohne Resultat. Dann kam eine mittelalte Frau die Straße entlang, klingelte auch, gehörte wohl zur Botschaft und wurde eingelassen – ich solle warten. Ich setzte den Rucksack ab und mich auf Fußweg, als ein Mann kam und mich über den Visa-Eingang hereinließ.

Nachdem ich ohne Metall am Mann ein zweites Mal durch den Detektor gegangen war, durfte ich ins Gebäude: "Die Kollegin am Schalter erwartet Sie und kennt Ihren Fall." Tat sie, versicherte sich, dass ich noch Ausweispapiere habe und sagte dann: "Tut mir leid, Geld können Sie von uns keins bekommen. Wenden Sie sich an Verwandte oder Bekannte in Deutschland, über Western Union haben Sie das Geld in zwei Stunden." Ich antwortete: "Ich habe niemanden in Deutschland, der mir Geld senden könnte." Sie: wie oben Ich: "Dann muss ich wohl betteln gehen?" Sie: …

Ich ging, ohne Wiedersehen zu sagen. Der Mann, der mich eingelassen hatte, ließ mich auch wieder hinaus und fragte, ob ich noch einmal wiederkomme. Meine Antwort: "Nein, mir kann nicht geholfen werden!" Dann ging ich zum Backpacker Hostel. Dort erläuterte ich mein Problem und bat um 300 EUR. Anna konnte es nicht entscheiden, der Inhaber Ilir war bei meinem Eintreffen gerade gegangen. Derweil surfte ich im Web, klagte auch im deutschen OSM-IRC über den Webchat mein Leid. Einer der Anwesenden war Student und bedauerte, dass er zum Monatsende bereits blank war. Dann sprach ich mit dem zurückgekehrten Ilir. Nach einigem Nachdenken seinerseits bekam ich die Antwort: Ich solle bis zum Abend andere deutsche Gäste um Hilfe bitten; falls keiner helfen könne, werde er es tun. Die Entscheidung fand ich fair.

Zurück am PC hatte Simon Poole mich im IRC gehilighted: falls ich keine Möglichkeiten habe, könne er wohl etwas organisieren. Dann unterhielten wir uns im Query; ich meinte, dass ich bei vorhandenen Möglichkeiten im IRC-Channel nicht öffentlich gejammert hätte. Nach Austausch der nötigen Daten sandte er 300 EUR via Western Union. Dazu muss ich sagen, dass wir uns bisher weder persönlich getroffen noch miteinander telefoniert hatten. Einzig OpenStreetMap war unser gemeinsamer Nenner, wo wir beide recht aktiv sind. Ich ging zu der Filiale, die ich angegeben hatte. Weil das System dort meinen zweiten Vornamen nicht kannte und vor allem der ältere Mitarbeiter ein begnadeter Krümelkacker war, wurde mir trotz korrekter Transaktionsnummer kein Geld gegeben.

Ich solle den Sender kontaktieren, er solle den Name nachtragen (haha!). Ich sagte "System broken, kaput", Antwort: "System mirë (gut), korrekt!" Ich stellte mich dumm, jemand organisierte einen englisch sprechenden Albaner, der sich für mich mit dem Paragrafenreiter stritt – ohne Erfolg. Ich rief Simon an, fragte, ob er kompletten Namen angegeben habe - hatte er. Ich bat um Zusendung von Screenshots und der Bestätigung der Transaktion an meine Emailadresse.

Stinksauer ging ich zurück ins Hostel, druckte beides aus, Simon fragte per Telefon nach dem Stand. Ich ging wieder zu Western Union und überreichte die Ausdrucke kommentarlos. Hinter dem Schalter gab es eine halbe Stunde Telefonate und Computergetippe. Zwischendrin kam die gut englisch sprechende Schwester der Angestellten, erklärte mir, dass mein zweiter Vorname fehle (ACH, WIRKLICH!?) und deshalb mit der Zentrale telefoniert werden müsse. Ich regte mich ihr gegenüber ob der umständlichen Bürokratie auf, die Angestellte sagte: "It's my sister", Ich: "I have no problem with that!" Endlich erhielt ich mein Geld und verließ den Laden mit "Sorry I have caused you so much inconveniences!" Der Sarkasmus kam leider nicht an, aber egal…

Draußen verpackte ich das Geld und schickte Simon ein Bestätigungs- und Dankes-SMS. Ich war und bin ihm wirklich sehr dankbar! Dann tauschte ich einen Teil des Geldes in Lek um. Da es zu spät für eine stressfreie Fahrt nach Kamping Pa Emer war, wie ich die letzten Tage verbringen wollte, checkte ich im Hostel ein. Ich zahlte gleich und gab ~5% Trinkgeld für die Hilfsbereitschaft – Internetzugang, Computer und Ausdrucke, obwohl ich zu dem Zeitpunkt kein Gast war.

Ich kümmerte mich um die Elektronik, kopierte die Mapillary-Bilder auf die Festplatte und schwatzte mit den Zimmergenossen.. Ein Reiseradler aus Großbritannien auf dem Weg nach Istanbul (den hatte ich auf einem meiner Wege zu Western Union schon einmal gesehen), zwei deutsche und ein australischer, asiatisch aussehender Backpacker waren auf meinem Zimmer. Letzterem ging es nach erstmaligem fünfminütigem Kautabakgenuss recht schlecht – "dizzy, nauseaous" war seine Aussage. Ilir verkaufte ich 5x4 Postkarten für 900 Lek, mit dem Australier (hieß er Djin?) spielte ich eine Runde Schach – meinerseits natürlich schlecht – und verlor. Mit ihm und den zwei Deutschen aus Bielefeld ging ich in ein Grillrestaurant essen. Dort gab es einen Fotoband "Tirana in alten Zeiten": interessant. Das Essen war gut und sehr reichlich: 600 Lek pro Person bei einem großen Fleischteller für alle. Ich ließ den Rest für mich einpacken, die anderen mochten nicht. In einem Laden kaufte ich noch ein Eis als Dessert – nur für mich, die anderen mochten auch hier nicht. (Bin ich wirklich so verfressen?) Dann gingen wir zurück zum Hostel, nach einem Schlummertrunk fiel ich ins Bett.

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