Fr, 15.08.2014
19,4 km
Morgens leicht bewölkt, dann sonnig
05:00 wurde ich vom Geräusch vorbeiziehender Leute geweckt. Wegen bedrohlich aussehender Wolken packte ich zügigst, und ging 05:50 los. (Später stellte ich fest, dass das nur Wolken waren, die sich im Schutz des nahen Berges gebildet hatten.) Zum Frühstück hatte ich Pflaumen und Wasser. Den Weg nach unten fand ich ohne Probleme, die Überquerung des breiten Baches im dichten Grün des Talgrundes war etwas anspruchsvoll. In der warmen, leicht schwülen Luft des windstillen Tales war ich für lange Zeit ein begehrtes Objekt von Bremsen, deren ich etliche mordete. Der Aufstieg war sehr schweißtreibend und dank meiner treuen Begleiter für längere Zeit ohne Pause. Einen interessant-kaputten Maronenbaum fotografierte ich trotzdem. Eine kleine Quelle mit hübschem Teich fand und nutzte ich zum Verschnaufen. Nachdem ich mit dem zusammenhängenden Baumbestand auch das Reich der Bremsen verlassen hatte, frühstückte ich zwei Scheiben Brot, ein Stück Käse und eine Zwiebel nahe eines malerischen Esskastanienbaums.
Beim weiteren hügelauf und -ab kam mir ein blonder, vielleicht zehnjähriger Junge mit zwei Kühen entgegen und erwiderte mein "Mirë Mëngjes!" (Guten Morgen!), ein dunkelhaariges gleichaltes Mädchen kurz darauf mit zwei Kühen staunte mich nur an. Am Torbogen eines Gehöfts stand ein junger Mann mit Esel und Säcken. Hier bat um Fotoerlaubnis und bekam sie. Eine alte Frau, die am Wegrand unter einem Esskastanienbaum saß und offenbar die Landschaft betrachtete, fotografierte ich nur von hinten. Von vorn hätte ich Gegenlicht und wenig schöne Aussicht gehabt. Beim Fotografieren eines Hauses in Dorf Lugaxhi überholte mich ein Mann in Hemd und Bügelfaltenhose, parfümiert und mit Handgelenktasche. Weiter unten im Dorf gab er einem alten Mann – vermutlich ein Dorforiginal? – eine dünne Zigarette und Feuer. Mich ging der alte Mann auch an, ich gab aber nix – hatte ja nichts zu Rauchen dabei. :)
Ich überholte den "Büromensch", er mich später wiederum. Dann waren wir auf dem Pfad vier Männer, zwei Jungen und drei Maultiere. An einem steilen Abwärts-Stück wurde mir angetragen, den Rucksack doch auf ein Maultier zu laden. Ich ließ mich nicht zweimal bitten. Der die Isomatte umhüllende Sack wurde von Brombeerdornen und Gestrüpp am Wegrand allerdings ordentlich zerfetzt. Nach Überquerung eines Bachs sollte ich mich auf eines der Maultiere setzen, das vorher der jüngste der Söhne geritten hatte. Ich saß seitwärts, sozusagen im Damensitz, wie man es hier häufig sieht. Später an einem Pfad bergauf geriet der Sattel wohl zu sehr in Schieflage. Von hinten kam einer der Männer gelaufen und meinte aufgeregt, dass ich mich rittlings setzen sollte – vermutlich, ehe ich herunterfalle. Der Ritt führte bis Qafë, wo offenbar Wochenmarkt war. Es herrschte reges Treiben: Hühner, andere Tiere und Feldfrüchte wurden feilgeboten, allem Anschein nach war auch eine Mühle in Betrieb beziehungsweise ein Tausch von Getreide gegen Mehl.
Mit meinen Begleitern trank ich Kaffee, aß selbst Pilaw mit Fleisch (diesmal ohne Knochen) – es schmeckte gut. Nach zwei Softdrinks nahm ich den Furgon nach Elbasan. Nach der Abfahrt hielten wir gefühlt zehnmal nach jeweils zehn Metern, um einen weiteren Fahrgast einzuladen. Die Kapazität des Fahrzeugs wurde nicht an verfügbaren Sitzen, sondern an der möglichen Packungsdichte festgemacht. Der 26-Sitzer hatte nun die Hälfte der Sitze doppelt belegt, im Mittelgang standen Fahrgäste dicht an dicht. Die Luft war zum Schneiden. Während der Fahrt gab es ein wenig Frischluft, mir war trotzdem leicht blümerant.
In Elbasan wurde ich von einem Mitreisendem gefragt – Kaffee? Ich sagte ja, nahm 2 Softdrinks und 1 Glas Wasser. Als ich zahlen wollte, war ich eingeladen. Wenn ich mich recht erinnere, betrug die Rechnung 300 Lek – davon hatte ich mindestens zwei Drittel verursacht. Ich bedauerte nun, gleich zwei Getränke geordert zu haben. Während des Gangs zu Hotel sammelte ich Straßennamen für OpenStreetMap, kaufte Zwiebeln und ließ mich beim Berber rasieren. Vom Basar in einer recht modernen offenen Halle machte ich Foto und zog dann weiter. Das Resort Kriva war "weit draußen" und ruhig gelegen. Es gab einen kleinen Park mit Karussels und anderen Spielgeräten für Kinder und einen auf alt getrimmten Springbrunnen mit zwei echten Schwänen. Es war besser als das Veri in Peshkopi, aber die Toilettenbrille war defekt und Silikonfugen schwarz unterlaufen. Eine Klimaanlage war vorhanden, allerdings eine für mehrere Zimmer mit der Fernbedienung an einem unbesetzten Tresen frei verfügbar… Die Dusche gab nach etwa 25 Litern warmes Wasser.
Mit meiner Elektronik vertat ich viel Zeit. Am Universal-Lader für Li-Ion-Akkus war die Plus-Nase defekt, hier musste ich etwas basteln. Nach ausführlicher Wäsche ruhte ich ein wenig – schlafen konnte ich nicht. Dann nähte ich noch einen Triangel im linken Bein meiner Hose. Zum Abendessen fragte ich nach typisch "Albanischem" – gab es nicht. Also aß ich Byftek vom Lamm, das zur Hälfte aus Sehnen, Fett und Knorpeln bestand – und natürlich Knochensplitter enthielt. Es wurde zusammen mit dem bestelltem Salat serviert. Der Abend wurde mit einer Hochzeitsgesellschaft verschönert, die das Ambiente für ihre Hochzeitsbilder nutzte.
Dann machte ich mich auf den langen Marsch zurück in die Stadt zum Einkaufen – das hätte ich am Nachmittag auf den Hinweg gleich mit erledigen sollen. Einem kleinem Lädle bescherte ich so beim Schließen 1300 Lek Umsatz für Nahrung und Getränke. Zwei Männer in einem Getränkeladen, die ich unbedarft nach Raki fragte, lachten und schüttelten Kopf und Zeigefinger. Nach längerer Suche fand ich ein Internet-Café, 22:00 fuhr ich dann mit einem Taxi zurück. Dann verbrachte ich noch geraume Zeit mit dem Kopieren von Fotos.
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