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  • stag= 31,36 t= 2:23:47
  • sges= 6810 vmax= 32 kmh
  • plus Fußwanderungen
  • Wetter: schön (sonnig, warm; nicht heiß)

    Wie geplant nahm ich 0400 an der Birdwatcher-Führung teil. Es gab einen Zaunkönig und eine Maus aus nächster Nähe zu sehen; zu hören waren etliche seltene Vögel, darunter der seltenste der vier europäischen Spechte. Außerdem zeigte uns die Führerin ein paar Gräber aus dem zweiten Weltkrieg.

    Dann ging es auf den Campingplatz zum Frühstück. Bei den Schweizern wurde ich zu Kaffee und Ei eingeladen, wir unterhielten uns recht lange. Ich schenkte ihnen wegen Lolos Verletzung mein Kamillan und die Betaisodona-Salbe. Sonst hatten sie immer selbst eine Reiseapotheke dabei, aber nie benötigt und aus diesem Grund bei der jetzigen Reise weggelassen. Ich würde nicht mehr lange unterwegs sein und vermutlich nichts mehr davon brauchen. Leichte Fälle würde ich aushalten bis ich daheim war, schwerwiegende müsste ich eh im Krankenhaus abhandeln.

    Dann verabschiedeten wir die Franzosen. Später fuhr ich zur Touristeninformation, wo man mir Tickets für den Eintritt in den Park nicht nachträglich verkaufen mochte - auch gut. Danach wollte ich mir Wisente im Gehege anschauen, wenn ich sie schon nicht in freier Natur sehen würde. Der erste Waldweg in diese Richtung war nicht fahrradtauglich, ein anderer war eine zerfahrene, mit Ästen übersäte schlammige Piste.

    Das Gehege entpuppte sich als kleiner Zoo mit mehreren Arten. Mir taten die Tiere irgendwie leid, so hinter Gittern, von Hitze und Insekten geplagt. Die Wisente waren trotzdem beeindruckend, besonders der Bulle, der ganz aus der Nähe zu sehen war. Bei den Souvenirständen kaufte ich nur ein Glas Honig.

    Für die Rückfahrt nahm ich einen anderen Weg durch den Wald, der um Einiges besser war. Zwar lagen hier und dort umgestürzte Bäume über den Weg, aber genügend andere Passanten hatten schon einen guten Umweg ausgetreten.

    Dann aß ich in Białowieża im Restauracja Pokusa zu Mittag. Das Essen war gut, aber die Portionen ziemlich klein. Nach zwei Desserts war ich halbwegs satt.

    Im Schlosspark machte ich ein Nickerchen, danach erkundete ich dessen weitläufiges Gelände und besichtigte das Museum, das ich mit zwiespältigen Gefühlen verließ:

    Die angeschlagenen Öffnungszeiten waren 0900-1700. Ich kaufte eine Karte, mir wurde gesagt, dass 1545 Einlass sei. Da noch Zeit war bis dahin, machte ich mich auf der Toilette frisch. Als ich in die Museumsräume wollte, war die Tür versperrt. Die Uhr zeigte 1547, also was zum Geier..? Eine Museumsangestellte kam angelaufen, redete aufgeregt mit mir und einer weiteren Angestellten. Dann entriegelte sie mit ihrer Ausweiskarte die Tür und ließ mich eintreten.

    Die Ausstellung war aufwendig und recht schön gestaltet. In jedem Raum befand sich eine Szene, ein Lebensraum des Waldes. Beim Betreten wurde das Licht automatisch langsam hochgeregelt und eine passende Geräuschkulisse eingespielt. Für einen Wintertag gab es entsprechend durch die Bäume pfeifenden Wind, etwas wehenden Schnee, ab und zu das Krächzen einer Krähe. Eine Frühlingszene wurde mit dem Gezwitscher vieler Singvögel unterlegt. Leider war bis auf die Multimediaterminals (PL, EN, DE) und eine Diashow (PL, EN) alles in Polnisch gehalten. Der Ausgang war schwer zu finden.

    Bei Rückkehr zum Campingplatz waren die Schweizer nicht mehr da. Ich nahm an, dass die heute morgen ausgesprochene Einladung zum Nachtmahl hinfällig war und fühlte mich enttäuscht. Ich schrieb Tagebuch, als zwei PKW mit Neuankömmlingen auf den Platz fuhren. Ich traute meinen Augen nicht: einer hatte ein Freiberger Nummernschild! Ich ging hinüber und begrüßte die Leute, einige waren tatsächlich aus Freiberg! Von dieser Stadt wohne ich etwa sechs Kilometer entfernt. Wie singt man doch so schön: "Ieberall sin Saaggsn!".

    Etwa eine halbe Stunde später trafen die Schweizer mit ihrem Bulli wieder ein, Nachtmahl und Gespräch für heute waren also gesichert. Zu essen gab es Älplermagronen; sie bedauerten, keinen Apfelmus servieren zu können. Es war trotzdem köstlich. Dann gingen wir über zu Weißwein und Knabberei. Ich hatte Erdnüsse dabei, die Schweizer unter anderem Oliven.

    Wir unterhielten uns lang und (zumindest meiner Meinung nach) gut über Vieles. Themen waren unter anderem: Bücher und Autoren, Hörbücher, Fahrräder, OpenStreetMap, Alpen und die Schweiz.

    Irgendwann verabschiedete ich mich von Lolo, die zu Bett ging, danach von Eric. Auch heute wurde ich mit Gitarrenspiel und Gesang in den Schlaf begleitet. Mich hätte es ja gereizt, ein wenig mitzutun...

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