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  • stag= 120,52 km t= 6:38:57
  • sges= 5869 vmax=32,6
  • Wetter: teilweise Gegenwind, recht starke Bewölkung, angenehme Temperaturen.

    Um 0638 "offiziell" aufgewacht.

    Den ganzen Tag gab es Wind aus Südwest, also großenteils Gegenwind. Die Bewölkung sah am Morgen besorgniserregend aus, verzog sich aber. In Riga verfuhr ich mich noch einmal - aber nur kurz. In großem Bogen fuhr ich durch die Stadt, die mir auch heute noch gefiel. Den Besuch könnte man durchaus vertiefen.

    Bisher war ich vier Mal knapp überholt worden, davon zweimal durch "Ausländer", darunter ein Schweizer. Einmal wurde ich mit Hupen, Warnblinken und und Winken überholt, vermutlich meinte man es nett.

    Gegen halb elf wollte ich eine Pause machen. Als ich mich vor dem Abbiegen umdrehte, entdeckte ich einen einheimischen Radfahrer hinter mir. Er sei etwa drei Kilometer in meinem Windschatten gefahren. Mir tat es fast leid, ihn ohne meinen Schutz weiterradeln zu lassen, aber essen musste ich doch. Ich glaube fast, dass der Radfahrer glaubt dass ich die Pause machte, um ihn loszuwerden... Ich setzte mich bei einer kleinen Firma in den Eingangsbereich unter den Schatten eines Baumes und aß Wurst mit Brot und Knoblauch, als Nachtisch Schokolade und einen Apfel.

    Kurz nach dem Losfahren gab es einen heftigen Hieb mit nachfolgendem Geklacker. Es stellte sich heraus, dass ich beim Packen das Schloss nicht richtig verstaut hatte. Es war mit dem schweren Ende in die Speichen geraten, hatte mehrere davon verbogen und eine mit dem Nippel abgebrochen. Letztere wand ich um die Nachbarspeiche, verstaute das Schloss ordentlich und fuhr weiter. Die defekten Speichen wechselte ich übrigens nach weiteren rund 1400 km im Herbst, als ich schon lange daheim war.

    Nach vierzig Kilometern hatte ich Riga hinter mir, war aber noch immer nicht auf der A9. Die wurde auf Schildern nur sporadisch und gestrichelt angezeigt. Als ich an einer Tankstelle fragte stellte sich heraus, dass ich mich jetzt genau hinter der Abfahrt zur A9 befand. Ich überquerte die drei Fahrspuren, hievte das Fahrrad mit allen gestern angelegten Vorräten über die Doppelleitplanke, überquerte die anderen drei Fahrspuren und gelangte nun über diese Abfahrt auf die A9.

    Halb eins rastete ich an einem schönen Friedhof, auf dem viele Bäume wuchsen. Mir gefiel sehr, dass sich an jedem Grab eine Sitzgelegenheit befand.

    Am Abend wurde das Gelände ein wenig wellig. Die Tage bisher ging es nur über flaches Land: Man hatte oft schön vor Augen, wie weit man in der nächsten Stunde kommen würde.

    Ich folgte einem Wegweiser "Kempings Niedras", der mich von der asphaltierten Straße auf eine Dirtroad durch den Wald schickte. An mehreren Abzweigen musste ich die Richtung raten. Teilweise war die Piste waschbrettartig. (Beim Auspacken merkte ich, dass mir eine Flasche Wasser fehlte, die sich wahrscheinlich auf dieser Strecke befreit hatte.) Als ich glaubte, mich endgültig verfahren zu haben, fragte ich an dem ersten Haus, das ich in dem Wald sah. Kempings Niedras? "Da", wurde mir die Richtung gezeigt. Wirklich, nun sah auch ich Dächer durch die Bäume schimmern.

    Der Platz war idyllisch, der Rasen gepflegt und alles gut aufgeräumt. Ein Mann mit deutsch beschriftetem T-Shirt, aber ohne Kenntnisse in dieser und der englischen Sprache begrüßte mich. Er zückte sein Handy und reichte es mir, nachdem er gesprochen hatte. Sein Sohn, der Campingplatzbesitzer, war dran. Der Preis für eine Nacht betrage zwei Lats. Die Dusche habe momentan nur kaltes Wasser, ich solle lieber in den See gehen, das Wasser sei wundervoll. Der Vater zeigte mir einen schönen Platz für mein Lager direkt am See. Beim Auspacken stellte ich die leeren Wasserflaschen neben mich. Er nahm sie an sich und wollte vermutlich zum Hauptgebäude gehen und sie befüllen. Ich bat ihn, drei weitere noch volle Flaschen mitzunehmen und wenn möglich auszuwaschen, da das Wasser nach Benzin - "Petrol" schmeckte. Trinkwasser aus dem Hahn scheint hier nicht unbedingt selbstverständlich zu sein:

    Heute Morgen kaufte ich in Garciems, an dessen Strand ich übernachtet hatte, etwas Gebäck ein. Die Verkäuferin wollte oder konnte mir meine Trinkflaschen nicht auffüllen, so dass ich eine 1,5l-Flasche Wasser zu diesem Zweck kaufte.

    Später füllte ich meine Flaschen an einer Tankstelle an der A9. Die launige Bedienung meinte dann nach dem Befüllen der Flaschen, dass das kein Trinkwasser sei: Toll! Nun hatte ich drei Flaschen, die nach Benzin rochen und schmeckten. Auf der Toilette war das wegen des Seifengeruchs nicht festzustellen gewesen.

    Der Campingplatzwart brachte meine Flaschen gefüllt zurück, Benzingeruch oder -geschmack war nicht mehr wahrzunehmen. Ich dankte ihm überschwenglich und gab auch - im wahrsten Sinne des Wortes - Trinkgeld. :)

    Da der Lagerplatz dem Wind ausgesetzt war, schlug ich heute zum ersten mal das Tarp als Windschutz auf. Nach langem Gefrickel hatte ich es endlich geschafft, meiner Meinung nach sah es sehr gut aus. Übrigens lassen sich die SPD-Sandalen von Shimano hervorragend als Hammer verwenden.

    Nun ging ich (kalt) duschen, da das Wasser des Sees vielleicht "wundervoll" temperiert war, aber viele Schwebstoffe enthielt. Ich stellte fest, dass ich an Armen und Füßen lokal begrenzten Sonnenbrand bekommen hatte. Durch den ständigen Wind hatte ich davon nichts gemerkt.

    Nach dem Abendbrot (mit einem Bier!) hatte ich am heute insgesamt eine Knolle Knoblauch verzehrt.

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