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  • sges zu Beginn: 5320km
  • stag=97.37 t= 6:06:43
  • sges=5417 vmax= 35,3
  • Wetter: sonnig, kaum Wolken

    Der Weckruf über die Lautsprecher kam für meinen Geschmack arg zeitig. Die Fähre lief pünktlich in Helsinki ein. Im Hafen trennte ich mich von dem Finnen, der von seinem Bruder und Freunden erwartet wurde. Er hatte mir gesagt, dass er sich am meisten auf die Sauna freue.

    Ich bummelte gemütlich durch Helsinki Richtung Anschlussfähre. Rund 85% (oder mehr) der Radler in Helsinki trugen Styropor. Na, wenn es hilft. Im anderen Hafen kam ich nach 3 Stunden und 34 km pünktlich an. Ich musste zu meinem Schrecken feststellen, dass ich beim Buchen nicht beachtet hatte, dass ich eineinhalb Tage von Rostock nach Helsinki unterwegs sein würde. Die Anschlussfähre hatte ich für den vergangenen Tag gebucht. Im Terminal machte mir eine Angestellte richtig Mut: "Sie werden ein neues Ticket kaufen müssen!" Toll, aber selbst schuld. Ich ging zu einem anderen Schalter des selben Unternehmens. Dort wurde ich freundlich begrüßt, der falsch gebuchte Anschluss sei gar kein Problem...

    Nach der Überfahrt hielt ich mich nicht lange auf. Nach fast zwei untätig verbrachten Tagen wollte ich endlich fahren. Das klappte auch prima, die Straßen waren in Ordnung, nur das rechte Knie muckerte ein bisschen.

    Aus Tallin heraus fuhr ich auf der E67. Einen kurzen Abstecher machte ich zum Laitse Lossi. Später bog ich auf einen unbefestigten, aber ziemlich ebenen Waldweg ab, der mich über ein Privatgrundstück wieder auf die E67 führte.

    Später radelte ich einen ewig weit geradeaus führenden Radweg auf einem alten Bahndamm entlang. Auf der Landkarte war daneben ein See zu sehen, an dem ich übernachten wollte. Vor Ort gab es keine Spur eines Gewässers. Ich fuhr langsam weiter und blickte immer wieder suchend nach links, wo sich der See befinden sollte. Endlich sah ich Wasser durch die dicht stehenden Bäume blinken, aber es gab keine Möglichkeit, dorthin zu gelangen. Erst hätte ich vom steilen Damm herunterkommen müssen, um dann durch Brombeergestrüpp brechen zu dürfen. Bei aller Liebe wollte ich mir das nicht gleich am ersten Tag antun. Ich fuhr zurück zu einer Stelle, an der etwas wie ein Trampelpfad vom Damm in den Wald führte. Mit Mühe brachte ich das Fahrrad nach unten. Dort verfolgte ich den Pfad, der tatsächlich Richtung See und dann teilweise durch Gebüsch an diesem entlang führte. Ich freute mich schon auf den morgigen Rückweg... Nach einer Viertelstunde hatte ich einen schönen Platz für die Nacht gefunden und richtete das Lager. Beim Verschnaufen am See fühlten sich etliche Libellen von meinem schicken T-Shirt angezogen. Nach verrichteter Arbeit nahm ich das Waschzeug und ging in das klare Wasser. Ich freute mich auf das Bad – bis ich hineingestiegen war. Das Wasser war etwa 40 cm tief, die Reste abgestorbener Pflanzen einen Meter. Das Wasser trübte sich schnell ein. Ich wusch mich und meine Sachen, so gut es ging, an Land spülte ich den schwarzen Modder mit zwei Litern Trinkwasser ab. Ein Liter blieb mir noch. Als ich im Lager zur Ruhe kam, hatte ich einen Anfall von Wehmut und Einsamkeit, der aber nicht lang vorhielt. Die beiden in Berlin gekauften Bücher waren schon ausgelesen.

    Das Kartenmaterial von OSM, das ich auf dem Garmin benutzte, hatte für ganz Estland korrekte Daten der Landnutzungsarten. Wie üblich fehlten in ländlichen Gebieten kleinere Straßen.

    Diesen Abend und am nächsten Morgen war viel Vogelgezwitscher zu hören, darunter auch ein Kuckuck. Bis Białowieża hörte ich diesen Vogel beinahe allmorgendlich.

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