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  • Wetter: Wind aus Westen, Vormittags bedeckt, später nur noch wenige Wolken.

    Ich schlief ganz gut in dem Bett, das Zimmer war relativ warm, was immerhin die Sachen gut trocknen ließ. Das Frühstück vom Büffet war gut. Während ich aß, kam eine Menge Mädchen im Teenageralter zum Frühstück. Nachher sprach ich im Foyer den Mann, der die Mädchen betreute; es war die weißrussische Basketballmädchenmannschaft.

    Die Angestellte beim Auschecken trug ein furchtbar falsches Lächeln. Auf ihre Frage ob alles in Ordnung gewesen sei antwortete ich, dass die Fenster wohl seit längerem nicht geputzt worden seien. Das Lächeln fiel ihr für zwei Sekunden aus dem Gesicht: "Pardon?" Ich wiederholte das eben Gesagte, und die Angestellte montierte wieder ihr schmerzhaft aussehendes Grinsen.

    Ich zahlte mit 70 EUR in Scheinen, "the Rest is for you". Beim ersten Mal wurde das wohl überhört und fragten, ob ich auch Litas als Wechselgeld akzeptiere. Als ich es das zweite Mal sagte, wurde zurückgefragt: "Are you sure?"

    Nicht weit vom Hotel fragte ich eine ältere Frau nach dem Zentrum der Stadt. Dies war das Zentrum. Naja, toll sah es nicht aus. Woher ich komme, wohin ich gehe, wo schlafe? Sie wohne nicht weit von hier... Vermutlich hätte ich bei ihr übernachten können. Wenn man hat und nicht braucht, kommt es von allen Seiten, also fand sich paar Meter weiter ein kleines 3-Sterne-Hotelchen. Egal.

    Ich fuhr noch ein wenig durch die Stadt, dabei ein Stück zu weit nach Osten – der Rückenwind war so schön.

    In Kalvarijas bisschen eingekauft:

  • 0,5l Cola,
  • 0,5l ?,
  • 1,5l Cider,
  • 4 Äpfel,
  • 1x Waffeln,
  • 1x Disko-Kekse
  • Weinbeeren.
  • Im Park gegenüber des Geschäfts aß ich Waffeln und Weinbeeren. Dabei adressierte und vervollständigte ich ein paar Postkarten, die Post gleich nebenan hatte mich inspiriert. Dann fuhr ich ein bisschen durch den Ort, plötzlich vermisste ich Schlauchtuch und Hut. Vermutlich hatte ich sie nach dem Einkauf lose aufs Rad gelegt und sie waren auf den vierzig Metern zum Park herunter gefallen. Aber weder dort noch in dem Geschäft konnte ich eine Spur davon entdecken. Grmpf!

    In einem Bekleidungsgeschäft fragte ich nach einer Kopfbedeckung. Die Frau begleitete mich zu einem anderen Laden, der gerade geschlossen war und meinte, ich solle warten. Sie holte die Verkäuferin herbei und eine Frau, die Englisch sprach. Natürlich waren sie alle so neugierig wie hilfsbereit und fragten mir Löcher in den Bauch. Für fünf Litas kaufte ich ein Basecap, das halbwegs auf meinen großen Kopf passte.

    An der letzten Raststätte vor der polnischen Grenze machte ich Mittag und schrieb dabei Tagebuch. (A... )

    Die Bedienung schaute bei dem Getränkewunsch "Kefir" komisch und fragte nach, bevor sie mir ein Glas und ein Tetrapack mit dem gewünschten Getränk reichte. Dazu gab es eine auf meinen Tisch zu stellende Nummer, um das Essen zuordnen zu können.

    Direkt nach der Raststätte sah ich vermutlich das Gegenstück zum deutschen BAG an der Arbeit. Am Grenzübergang gab es keine Kontrollposten sondern Vignettenverkauf für Kraftfahrzeuge. Der Verkehr auf der A5 war ziemlich stark, in Słobodka bog ich auf die 651 ab und ließ mich vom Rückenwind nach Südosten treiben. In einem Dorf sah ich eine Karte für einen Pilgerweg von Polen nach Litauen; vermutlich Teil eines Jakobsweges. Nachdem ich kurz in der gegenüber liegenden Kirche war fuhr ich weiter. Später nahm ich einen Waldweg Richtung Krasnopol, danach ein kurzes Stückchen der 653. Ich irrte weiter durch die Pampa und bemühte mich, wieder Richtung Westen zu kommen.

    Irgendwo zwischen Suwałki und Sejny (ich wusste nicht einmal den Namen des Ortes) fand ich einen netten, aber verwaisten Campingplatz. Auf dem Schild war eine Telefonnummer vermerkt, bei Anruf wurde die Verbindung beendet... Auf dem Grundstück befanden sich zwei Häuser, eine Blockhütte, einige überdachte Sitzgruppen, ein Zelt und etliche Kanus. Der Rasen des weitläufigen Geländes war gepflegt. Vorerst setzte ich mich an einen der Tische und schrieb Tagebuch. Vom anderen Ende des Grundstückes kam ein Mann - na endlich - dachte ich. Es war aber ein Wasserwanderer, der seinen Kanister mit Trinkwasser füllen wollte. Er legte mir allerwärmstens ans Herz, mit einem Boot nach Augustów zu fahren - es dauere nur drei Tage und es sei der beste Wasserweg Europas.

    Er sprach gut deutsch. Mich fragte er, welche Sprache ich denn spreche, manche Worte, zum Beispiel "Isch" gäbe es im Deutschen doch gar nicht. Ich sagte ihm, woher ich stamme und dass manche Leute Sächsisch nicht für einen Dialekt sondern für eine Krankheit hielten, was er sehr lustig fand. Er hatte früher in Hamburg gelehrt und dort deutsch gelernt. Er ging dann mit gefülltem Wasserbehälter in die Richtung, aus der er gekommen war, kam aber bald mit seiner Frau zurück und wir unterhielten uns noch etwas. Sollte ich nach Warschau kommen, könne ich auf jeden Fall bei ihnen übernachten. Er schrieb mir Adresse, Emailadresse und Telefonnummer auf.

    Danach ging ich mit Waschzeug in die Richtung, in die das Paar verschwunden war und fand einen schönen Zugang zum Wasser. Klar, wenn man hier Kanus mieten kann... Aber irgendwie sah das Ganze nicht nach einem befahrbaren Gewässer aus. Ich sah nur ein schmales Flussbett und viel hochwachsende Wasserpflanzen.

    Nach der Wäsche kümmerte ich mich um mein Lager. Die rückwärtige Garageneinfahrt des zweiten Hauses war überdacht, gepflastert und schwach geneigt. Ich machte etwas Platz und fegte den Boden, wo ich mich niederlassen wollte. Das Moskitonetz würde ich nicht benötigen, da die nächste "Wildnis" mit blutsaugendem Getier weit genug entfernt war. Matte und Schlafsack legte ich parat.

    Am späten Nachmittag fuhr ein Transporter aufs Gelände, aus dem drei Mann stiegen. Nein, sie gehörten nicht zu dem Campingplatz, aber sie kannten den Besitzer. Er per Handy verständigt und mir wurde gesagt, das noch heute jemand vorbeikäme.

    Die Zeit rückte immer weiter vor und ich wartete, dass jemand erschiene. Normalerweise wäre ich schon lang in den Schlafsack gekrochen. Nach zwanzig Uhr kam wieder ein Transporter, der von Karolin gesteuert wurde, anscheinend die rechte Hand des Chefs. Sie plünderte erst einmal den Kühlschrank und ein Versteck mit verschiedenem Selbstgebrannten vom Chef, der mir gut mundete. Mittlerweile hatte ich überlegt, dass ich zur aktiven Entspannung durchaus einen Tag auf dem Fluss paddeln könnte, dieses Jahr trieb mich ja nichts. Der Preis für das Ausleihen eines Kanus war moderat.

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