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a clean wall is a sad wall
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Tirana - Bulevardi Gjergj Fishta - Verkehr im Morgenlicht
Tirana - Bulevardi Gjergj Fishta - Verkehr im Morgenlicht

Tirana - Straßenmarkt mit Obst, Gemüse und Milch
Tirana - Straßenmarkt mit Obst, Gemüse und Milch

Tirana - hungrige Straßennaschkatzen
Tirana - hungrige Straßennaschkatzen

Tirana - Flanieren auf der grünen Rruga Murat Toptani
Tirana - Flanieren auf der grünen Rruga Murat Toptani

Tirana - Enver Hoxhas Residenz
Tirana - Enver Hoxhas Residenz

Sonnenaufgang mit Tragfläche
Sonnenaufgang mit Tragfläche

Wien - Kolonnade am Rathaus
Wien - Kolonnade am Rathaus

Ich wurde sehr zeitig munter, weil ich dringend auf Toilette musste, der grummelnde Magen entleerte sich sehr flüssig. Das Ritual durfte ich noch etliche Male in kurzen Abständen wiederholen. Offenbar war das gestrige lauwarme Mittagessen nicht sonderlich hochwertig gewesen. Ich nahm einige der Anti-Durchmarsch-Kapseln ein, die ich seit Jahren prophylaktisch einpackte, aber heuer zum ersten Mal benötigte.

Nachdem es mir meiner Meinung nach wieder besser ging beschloss ich, ein Stückchen durch die Stadt zu gehen. Nur wenige Straßen weiter wurde ich bei einer Bar, die gerade gesäubert wurde, mit dem Begehren nach Toilettengang vorstellig... Zum Frühstück ging ich ins Hostel zurück und begnügte mich mit Toast. Der Herbergschef Robo riet mir zu hartgekochten Eiern mit Oregano, wovon ich zwei verzehrte.

Danach machte ich mich wieder auf den Weg durch die Stadt, um Straßennamen und Impressionen zu sammeln. Zum Beispiel sah ich mein erstes UPS-Mofa. Auch kaufte ich noch zwei Bücher, zwei Landkarten, um mit meiner bereits erworbenen einen kompletten Satz zu haben – und einen weiteren kompletten Satz.

Das Taxi zum Flughafen ließ ich vom Personal des Hostels bestellen und bezahlte es auch hier. Um zwei Uhr morgens sollte es mich abholen. Das Ende eines großartigen Urlaubs war da... Auf den leeren Straßen ging es zügig zum Flughafen. Im Radio lief "Vincent", während wir auf die Sterne über der Hauptstadt Albaniens schauten.

Im Flughafen verbrachte ich eine halbe Stunde damit, das während der letzten zwei Wochen permanent am Mann getragene Taschenmesser (so groß wie mein kleiner Finger) loszuwerden, ohne es in den Müll werfen zu müssen. Schließlich wurde mir mein Rucksack nochmal zugänglich gemacht, so dass das gefährliche Gerät sicher nach Deutschland transportiert werden konnte.

In Wien angekommen realisierte ich erst, dass bis zum Weiterflug am Abend etliche Stunden Zeit waren. Beim Buchen des Fluges hatte ich offenbar nicht aufgepasst. Nach der ersten Überraschung fuhr ich ins Zentrum Wiens, um diese bisher nur tangierte Stadt etwas näher zu erkunden. In einer Galerie diskutierte ich mit dem aus Afrika gebürtigen Inhaber über Politik, Macht und Kriegsursachen. Natürlich besuchte ich auch ein Kaffeehaus. Beim Bummel durch die Stadt erlitt ich aber nach dem dreiwöchigen Aufenthalt in Albanien einen kleinen Kulturschock; besonders als ich einige junge, sehr gestylte Männer für ein Fotoshooting an einem mamornen Tempel posieren sah. Ich dachte an die optisch wenig perfektionierten albanischen Orte und deren gastfreundliche, offenherzige Bewohner…

Im Volksgarten legte ich mich auf das Gras, um etwas zu lesen und zu schlafen. Durch die gestrige Magenstörung war ich noch etwas schlapp. Nach einiger Zeit kam ein Parkwächter (oder etwas ähnliches) und forderte mich auf, den Rasen zu verlassen – das Betreten sei nicht gestattet – obwohl ich keinen Fuß auf den Rasen setzte, sondern nur darauf lag. Dass ein paar Schritte weiter fünf Nonnen auf dem Rasen herumtraten, um einen blühenden Strauch aus nächster Nähe zu bewundern, fand er dagegen nicht interventionswürdig.

An anderer Stelle waren sogar Liegestühle für die Öffentlichkeit auf einem recht zertrampelten Rasenstück verteilt. Bevor ich mich in einen setze, legte ich zuvor ein dort befindliches Smartphone mit gesplittertem Display vom Sitz ins Gras. Ich las und döste, bis auf einmal zwei, drei Leute vor mir stehen. Sie bedankten sich vielmals, dass ich auf das Handy aufgepasst habe. Ganz verdattert entfleuchte mir passend zu meinen verwirrten Gedanken ein "It still works?". Offenbar war ich noch nicht ganz zurück aus Albanien…

Interessantes Detail: Die Rasur gehört in Österreich und in Deutschland nicht mehr zum Repertoire der Friseure. In Deutschland fragte ich eine junge Friseurin aus: Rasieren werde aus hygienischen Gründen nicht mehr gelehrt. Wenn ein Kunden versehentlich geschnitten und das Messer nicht ordentlich desinfiziert werde sei es möglich, dass der nächste Kunde beispielsweise mit Hepatitis oder HIV infiziert werde.

Im Chemnitzer Bahnhof begegnete ich einem sympathischem, aber tieftraurigem jungen Mädchen. Ihr Freund hatte sich vor kurzem von ihr getrennt. Wir unterhielten uns in der Bahn, bis sie aussteigen musste.

Um 22:38 war ich wieder daheim.