Background-image/

drei Kühe auf Asphaltstraße
drei Kühe auf Asphaltstraße

Hügel, Weinanbau und großer Bunker
Hügel, Weinanbau und großer Bunker

wilder Müll, Gjirokastra am Kardhiqit-Gebirge
wilder Müll, Gjirokastra am Kardhiqit-Gebirge

Gjirokastra - Selbstportrait beim Barbier
Gjirokastra - Selbstportrait beim Barbier

Gjirokastra - Raum mit vier Fenstern in verfallendem Haus
Gjirokastra - Raum mit vier Fenstern in verfallendem Haus

Gjirokastra - Maultierherde in Gasse zwischen Mauern
Gjirokastra - Maultierherde in Gasse zwischen Mauern

Gjirokastra - kleines Säulenportal
Gjirokastra - kleines Säulenportal

Gjirokastra - Moschee, Teil der Festung und Altstadt bei Nacht
Gjirokastra - Moschee, Teil der Festung und Altstadt bei Nacht

Heute war ich schon 04:50 munter und da das Zelt schön trocken war, kam ich zeitig los – nur noch 10 km bis Gjirokastra. Ich traf einige Kühe auf der Straße, die offenbar auf eigene Faust unterwegs waren. Im nächsten Dorf – Asim Zeneli – war der Asphalt nicht mehr so gut wie auf der bisherigen Strecke von Antigonea. Nach dem Dorf begleitete ein Kanal die Straße, der ein wenig stehendes Wasser und jede Menge Müll enthielt.

Im Dorf Arshi Lengo saß ein Mann auf einem Motorrad. Daneben standen standen drei 1,5l-Flaschen mit Milch und ein Beutel mit Bohnen. Später überholte er mich mit einer Frau als Sozia. Sicher waren sie auf dem Weg in die Stadt, um die Sachen zu verkaufen.

Nahe Gjirokastra sah ich zwei große Bunker, auf einem wehte Albaniens Fahne. Daneben weidete eine Schafherde, deren Wachhund mich belästigen wollte. Ich warf einen Stein, der nahe dem Hund auf dem Asphalt zerplatzte und das zur Umkehr überredete. Der Hirt unterhielt sich derweil ungerührt mit einem Mann. Ein Stückchen weiter wuchs eine Menge Brombeeren, von denen ich reichlich aß.

Dann bog ich in einen Feldweg ein, weil ich den Umweg der Hauptstraße nicht mitmachen wollte. An einem kleinen Weingarten aß ich zwei Weinbeeren. Als ich mich abwandte, wurde ich von einem Alten angerufen, den ich nicht bemerkt hatte. Ich fragte nach dem Weg in die Stadt – er wies den Feldweg entlang. Ich kam an das Betonfundament einer Hängebrücke mit ein paar Stahlseilresten, darauf ein Gedenkstein mit einem Name und den Jahreszahlen 1993 und 2006.

Ich lief am Ufer des wasserarmen Drin entlang, an einem Angler vorbei und fand eine nette Stelle, an der ich frühstückte. Da ich partout nicht den Bogen der Hauptstraße laufen wollte, zog ich Sandalen an und durchwatete den Drin, ging über die anschließende Weide mit Schafen, deren leicht konfuser Hirt mich anrief. Am Kreisverkehr, von dem die Hauptstraße zur Altstadt abgeht, wurde ich gefragt, ob ich Taxi brauche. :)

Unterwegs stellte ich fest, dass die Straßennamen im Vergleich zu meinem letzten Besuch nun gut ausgeschildert waren. An der Brücke vor der Altstadt wurde ich aus einem wegen des Gegenverkehrs wartendem PKW angesprochen worden: Hallo! Woher, Wohin? Bravo, "Welcome to Gjirokastra!" Dass sich mittlerweile andere hinter dem Wartenden stauten störte keinen.

Vor dem Hauptplatz unterhalb der Altstadt stand ein Wohnmobil aus MYK, mit dessen Insassen ich mich lang unterhielt. Dann nahm ich wie beim letzten Mal ein Zimmer im Hotel Sopoti. Dusche und Toilette sind auf dem Flur, auch der Rest des Hauses erzählt von anderen Zeiten – dafür dürfte es die günstigste Unterkunft in der Stadt sein.

Nach einer Dusche ging ich zum Berber und ließ mich zum ersten Mal in meinem Leben rasieren. Einen Schuster fand ich auch, der mir das Oberleder des rechten Schuhs wieder annähen wollte. In nur einer Stunde wollte er fertig sein (und war es auch)! Ich schämte mich ein wenig, weil der Schuh nicht gerade nach Veilchen roch und etwas feucht war... In der Taverne erkundigte ich mich nach Chris, einem Bekannten von 2011. Er wohnt noch im alten, mir bekannten Haus. Ich trank Bier, Fanta und Wasser und schaute dann kurz bei Chris vorbei. In einer halben Stunde wollte er mich an der Taverne treffen, aber es klappte nicht.

Diesmal nahm ich mir drei Tage, um die Altstadt von Gjirokastra ausführlich zu erkunden. Ich dürfte jeden Weg mindestens einmal begangen haben, die meisten mehrere Male. Die Stadt hat viele faszinierende und schöne Ecken, sehr verwinkelte und steile Gassen, die teils von Wein oder wild wucherndem Grün überrankt sind. Es gibt aber auch einige arge Schandflecke wie die verlassenen Häuser, die einstürzen oder die meist trockenen Wildbachtäler, die mitten durch die Stadt führen und sehr reizvoll wären, wenn sie nicht als allgemeine Müllhalden dienten.

Heute aß ich im Restaurant Fantasia: die Vorspeise war sehr gut. Zwar wurde mir statt der bestellten Gemüsesuppe gegrilltes Gemüse serviert, aber dieses war excellent und übertraf meiner Meinung nach sogar den Hauptgang Pasta Arabia.

→ nächster Tag →