Pirogosh-Höhle - Eingang von innen
Albaner mit Maultier am Osum-Canyon
~24 km
Mein Schlaf war ein leichter, auch war ich zeitig wach. Mit dem fertig gepackten Rucksack ging ich in die Bar und fand "meinen" Chauffeur von gestern. Nach einem Kaffee fuhr er mich gegen sechs Uhr die gleiche Strecke wie gestern. Ich wollte noch einmal versuchen, die Pirogoshi-Höhle zu finden. Der Fahrer hielt auch noch einen Entgegenkommenden an, um eine genauere Lokalität der Höhle zu erfragen.
Beim ersten Versuch hatte ich kein Glück. Der Fahrer hatte derweil mit zwei weiteren Personen gesprochen: ich solle es weiter bergauf versuchen. Über die obere Ebene des Steinbruchs, den ich gestern gehört hatte, war ich erfolgreich. Ärgerlicherweise hatte ich die Lampe im großen Rucksack im Hotel gelassen. So blieb ich im spärlich vom Tageslicht beleuchteten Eingangsbereich, machte viele Bilder – und eine Tonaufnahme von den Fledermäusen. Nach über zwei Stunden waren wir zurück am Hotel. Der Fahrer wollte dieses Mal nur 1500 Lek (gestern waren es etwas happige 2000) und kein Trinkgeld, aber bot an, einen Kaffee anzunehmen.
Danach machte ich ein Abschiedsfoto von Fahrer und Wagen, nahm Abschied vom Hotelmanager, den anderen Taxifahrern und dem gestrigen Restaurant. "Mein" Ober war zwar nicht da, der andere, ältere erkannte mich aber vom Vorabend und winkte.
Dann wanderte ich auf der geplanten Strecke links des Osum: schön, schöner, sehr schön... Ich mag die Eindrücke nicht mit unzureichenden Worten beschreiben, die Bilder in der Galerie sagen mehr.
Bei meiner ersten Pause wurde ich von einem Albaner eingeholt. Er hatte offenbar Milch in der Stadt verkauft. Wir übten ein paar Vokabeln auf griechisch, englisch und deutsch. Als ich meinen Müll einpackte, wurde er relativ sauer und warf seine Bierdose demonstrativ ins Gebüsch.
Ein Stück flussaufwärts stand ein Unfallgedenkstein. Eine der sechs getöteten Personen war ein geliebter Verwandter von ihm. Er spuckte an der Absturzstelle in den Abgrund, küsste das Bild wiederholt und vergoss ein paar Tränen. Ein Stückchen weiter war sein Maultier angeleint. Nach Bepacken und Abschied sprang er auf und das Tier im Galopp davon. Bald hielt er wieder an und warf Steine auf eine Schlange. Ihren Schwanz hatte er an mehreren Stellen getroffen – ich erlöste sie mit gezielten Stockschlägen auf den Kopf... Dann durchquerte ich ein pittoreskes Dorf, teilweise floss auf dem Weg ein Bach.
Etwas später fand ich zufällig einen Pfad, der zum Grund der Osum-Schlucht führte. Mit allem Gepäck stieg ich hinunter, erkundete den Abgrund ein wenig und kletterte dann wieder herauf. Dann überquerte ich einen kleinen Zufluss des Osum, der eine schöne Klamm ins weiche Gestein geformt hatte. Als ich auf der SH72 weiterwandern musste, begegnete ich einem PKW, der zur Feier des Sonntags von einem wohl zwölfjährigen Jungen gesteuert wurde mit Papa auf dem Beifahrersitz. Später sah ich ein gleich altes Mädchen ihre Familie chauffieren.
Das Wasser in meinen Flaschen hatte stark abgenommen und sich hübsch erwärmt – ich würde spätestens am Abend Flusswasser mit dem Lifestraw gefiltert trinken müssen. Quellen oder Wasserstellen hatte ich heute keine gesehen. Erst einmal errichtete ich am Rand des weitläufigen Flussbetts das Zelt. In solchem Gelände bekommt man nie alle Heringe wirklich fest. Zwei junge Männer kamen – im Flussbett – vorbei: Wir unterhielten uns natürlich, zu meiner großen Erleichterung zeigten sie mir eine Quelle im Flussbett. Auch schenkten sie mir eine kleine Flasche mit Raki (selbstgebranntem Schnaps).
Halb neun abends war es schon recht dunkel und sogar die Zikaden ziemlich leise. Nur die Frösche lärmten noch.
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