t = 3:55:42 vmax = 54,1 km/h
plus Burgas - Besichtigung:
stag = 12,06 sges = 2.278,98 kmt = 1:12:20 vmax = 54,1 km/h
Wetter: Bedeckt bei angenehmen Temperaturen. Nachmittags fiel Regen, der sich zu einem heftigen Gewitter entwickelte.
(erstes) Schreiben des Tagebuches: 16:39
Auch heute brauchte ich teilweise viel Selbstüberwindung. Am letzten Berg vor Aytos machte ich eine 40minütige Pause mit einem Nickerchen, die Abfahrt entschädigte dann für die Mühen. Ich traute mich nicht, ungebremst ins Tal zu fahren, da die Straße sehr uneben war.
Geradenwegs führte aus meiner Richtung laut Karte nur eine Autobahn nach Burgas. Einen Umweg wollte ich nicht machen, die anderen Verkehrsteilnehmer erwiesen sich als rücksichtsvoll - also war alles in Butter. =) In Burgas fragte ich drei Taxifahrer, bis ich an der gesuchten Adresse angelangt war. Diese hatte ich vor der Abreise von Freunden erhalten, die hier entfernte Verwandte hatten.
Mit meinen Gastgebern, Familie E., konnte ich nur kurz sprechen, sie waren leider sehr beschäftigt. Obwohl ich nicht der gesellige Typ bin war ich froh, mich wieder einmal flüssig und auf Deutsch unterhalten zu können. Es wurde gleich geplant, dass ich am nächsten Tag in der letzten Stadt vor der türkischen Grenze bei Freunden der Familie E. übernachten sollte. Denn in Bulgarien soll es zwar schlimm sein in Betracht auf Diebstähle und Überfälle, aber immer besser hier übernachten als in der Türkei 0o. :-) Bis Малко Тарново sind es von Burgas etwa 80km. Für meinen Geschmack etwas wenig, aber dafür hätte ich noch eine komfortable Übernachtung. Der Plan zerschlug sich allerdings als wir erfuhren, dass der Vater der Familie, bei der ich hätte übernachten sollen, nicht daheim war; seine Frau wollte mich nicht allein beherbergen.
Iltscho E. meinte, die Entfernung bis Istanbul betrage etwa 300 km. Mit 400 km (pro Tag 100 km) wäre ich auch noch einverstanden. Ich habe leider noch keine Karte mehr. Mir graute vor den Bergen. Aber wahrscheinlich waren es nur die großen Distanzen der letzten Tage, die mich so fertig gemacht hatten, dass ich in den letzten Bergen kaum vorwärts gekommen war.
Seine Frau Daniela zeigte mir das Zimmer in der Gemeinde, wo ich übernachten durfte und gab mir die Schlüssel. Danach ging sie mit mir zur Bank, um für mich Geld umzutauschen und dann einkaufen. Sehr praktisch, einen beratenden Dolmetscher zu haben. :) Als wir aus dem Laden kamen, hatte es begonnen zu regnen. Ich verabschiedete mich fürs Erste von meiner Gastgeberin. Dann genoß ich meine erste Dusche seit zwei Wochen und schlemmte danach von dem gerade Eingekauften, während sich der Regenschauer in ein handfestes Gewitter verwandelte. Ich war froh, diesmal von einem trockenen Platz dem Hausen des Unwetters zuschauen zu können. Nach dem Essen legte ich mich zu einem ausführlichen Mittagsschlaf hin.
Nachdem ich wieder munter war, nahm ich mein Fahrrad und fuhr - ohne Gepäck! - "in die Stadt". Nach wenigen Minuten war ich an einem Bahnhof vorbei und in den Hafen gelangt. Die Pförtner an den Schranken schienen nichts dagegen zu haben. Über eine Stunde verbrachte ich auf dem sehr weitläufigen Gelände. Im Terminal 2 (für das Laden und Löschen von Schüttgut) setzte ich mich an den Molenrand, genoss die Aussicht und führte mein Tagebuch. Vor mir lag die Stadt, rechts ein Containerterminal, links Wasser und Berge. Im Wasser schwammen große Quallen.
Dann zog ich weiter und gelangte an den Strand und das offene Meer. Ich war am Schwarzen Meer! Mannomann - so richtig wollte mir das noch nicht in den Kopf: ich bin von (fast) daheim bis hierher an das Schwarze Meer mit dem Rad gefahren! Am Strand traf ich ein paar slowakische Studenten, die eine Sandburg bauten. Ihre Schlafsäcke, die bei dem nachmittäglichen Gewitter nass geworden waren, hatten sie zum Trocknen aufgehängt.
Danach bummelte ich auf eine kleine Seebrücke, auf der reges Kommen und Gehen herrschte. Ich genoss eine ganze Weile die Aussicht, bevor ich wieder Richtung Stadt fuhr. Dort rollte ich langsam durch eine breite Flaniermeile und hatte viel zu schauen. Mein Gastgeber meinte später, dass man dort nicht mit dem Fahrrad fahren dürfe. Ich hatte weder entsprechende Schilder gesehen (ha, die deutsche Mentalität! :) ) noch hatte sich irgend jemand an meinem Rad gestört. :)