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stag = 145,19 sges = 824,78 km

t = 7:05:46 vmax = 45,8 km/h

Wetter: Morgens war es bereits warm, im weiteren Verlauf wurde es richtig heiß. Ab 14:00 war der Himmel bedeckt, ~16:45 gab es leichten kurzen Regen in Budapest, gegen 21:00 brach ein ordentliches Gewitter mit gewaltigen Schauern und Sturm los. Danach wehte starker Wind.

Begegnungen: eine Menge Zuerst traf ich zwei Paare auf Tandems, eines war aus Colorado; sie waren sehr flott unterwegs. Nach der ersten Begegnung fuhr ich eine Weile in ihrem Windschatten.

Dann traf ich zwei Deutsche (Vater und Sohn) aus Koblenz, die von Bratislava nach Budapest fuhren. Ich verließ sie, um nach einem anderen Weg zu schauen; ich dachte, dass auf der rechten Seite des Deiches, zu dessen Linken die Hauptstraße entlang führte, ein geteerter Wirtschaftsweg zu finden ist. Ein wenig später holte ich sie wieder ein, gleich danach überholten mich das Paar auf dem Tandem aus Colorado wieder. Auf meine Frage antworteten sie, das andere Paar sei weiter hinten.

Später bemerkte ich etliche weitere Tandems, die ein Schild mit Name und Bundesstaat am Gepäckträger hatten. In Esztergom sah ich ihr "Mutterschiff". Die Tandemradler fuhren mit sehr leichtem Gepäck: nur Trinkflasche beziehungsweise Trinkrucksack und ein kleines Päckchen auf dem Gepäckträger.

Als ich zufällig ein gut verstecktes Schild mit dem Hinweis "Grenze 1 km" entdeckte, machte ich kurz kehrt, um mein letztes Geld der Landeswährung auszugeben. Unter anderem kaufte ich in dem Supermarkt ein Paar Socken, die ich auf der Heimreise zu tragen gedachte.

Etwa zwanzig Kilometer vor Budapest wurde ich von einem Opel mit Leipziger Kennzeichen überholt. Ich freute mich natürlich, ein paar Bundeslandsleute zu sehen und winkte hinterher; die Insassen sahen das wohl nicht. Ein wenig später sah ich den Opel rechts auf eine Wiese fahren. "Da ist er doch wieder" dachte ich und fuhr hin. Es war ein Ehepaar aus Leipzig , das seit 30 Jahren bei einem ehemaligen Freund und Kollegen in S. kurz vor Budapest urlaubt. Der Mann schenkte mir einen "Knochen", als er von meinem Missgeschick hörte. Er kannte sogar die kleine Stadt, in der ich zur Zeit wohne. Für eine große Fabrik hatte er etliche Jahre zuvor den Baugrund untersucht.

Kurz vor Budapest traf ich ein italienisches Ehepaar mit zwei Kindern, die für ein paar Tage in der Stadt wohnten. Sie hatten eine kleine Radtour gemacht und fanden nun den (Rück)Weg nach Budapest - wie ich - nicht. Im ersten Anlauf hätte ich beinahe die Autobahn genommen - das wäre auf jeden Fall am schnellsten gegangen. Zum Glück kamen zwei Rennradler vorbei, die auf dem Weg in die Stadt waren und mir die Richtung wiesen.

Durch Budapest bummelnd sah ich ein wirklich großes, interessantes und imposantes Gebäude. Nahebei stand ein junger Mann in einer Art Uniform - oder bewachte er die dort auf dem Fußweg herumstehende Dose Powerdrink? Ihn fragte ich, was dies für ein Gebäude sei - in respektvollem Ton: "May I ask, what building this is?". Er knurrte, ja bellte beinahe:"THE PARLIAMENT!" und sah mich noch schiefer an als bisher. Ich sagte nur: "Sorry I didn't know this, I'm a tourist, thank you, good bye." Als ob man mir mit dem 6-Tage-Bart und dem Fahrrad mit den Taschen den Reisenden nicht ansehen könnte... Ich machte jedenfalls, dass ich weiterkam. Ein paar Sekunden danach sprach mich ein kleiner Mann mit lockigem schulterlangen Haar an, was ich denn gemacht habe - etwa ein Foto vom Parlament? Er stammte aus Boston, hatte in Barcelona zu arbeiten und schaute sich danach einen Monat lang Europa an. Für ein paar Minuten war er mein Fremdenführer, wir unterhielten uns prächtig.

An einer Tankstelle in einem südlichen Stadtteil Budapests traf ich einen wirklich netten und hilfsbereiten Tankwart, der zudem sogar deutsch sprach. Er half einer französischen Familie, ihr Wohnmobil mit frischem Wasser zu versehen. Ich war ziemlich geschafft, sonst hätte ich mich überwunden, die Franzosen anzusprechen, die mich neugierig musterten. Schade drum.

Zuletzt traf ich bei der Suche nach einem Platz für die Nacht einen weiteren Bostoner. Dass weiter landwärts Schilder mit einer Auflistung aller möglichen Verbote standen, sagt ich ihm - aber es regte ihn so wenig auf wie mich. :) Er wollte die Donau allein mit dem Kanu von Donaueschingen bis zur Mündung befahren. Seine letzte Fahrradreise über 3400 km sei von Seoul nach Lissabon gegangen, auch durch die Gobi sei er mit dem Fahrrad gefahren, erzählte er. Er vermutet, dass ich wie er ein Lebenskünstler bin, was ich verneinen musste. Everett (Eberhard) wurde in Berlin geboren. 1963 zogen seine Eltern mit ihm, er war sechs Jahre alt, nach Portugal. Bis dahin hatten sie im amerikanischen Sektor gelebt, sein Vater war Diplomat. Er selbst spricht spanisch, portugiesisch, Thai und einige andere Sprachen.

Von seiner Internetseite hatte ich schon früher gelesen, aber "Milleniumride" klang für mich nach dem Hype des Jahrtausendwechsels, so dass ich sie nicht näher angeschaut hatte. Wir schwatzten viel, während er sein Zelt aufbaute, mein Tarp errichtete ich später. Ich hatte Durst auf Bier und sagte dies Everett. Er meinte, ich solle nochmal schnell in die Stadt fahren, welches holen - er würde zahlen, ich hätte es verdient. Ich hatte aber absolut keine Lust mehr, mich nochmal aufs Fahrrad zu schwingen, also gab es an dem Abend keines. Er schenkte mir aber einen kleinen Feigling, den er in Donaueschingen von einem Freund erhalten hatte.

Er wusch sich mit Wasser aus einem Kanister, da er so kurz flussabwärts von Budapest von der Sauberkeit der Donau nicht überzeugt war. Ich teilte zwar seine Bedenken, aber da ich nicht so viel Wasser mitführte, wusch ich mich und meine Sachen trotzdem im Fluss. Das Wetter war immer drohender geworden, über dem Westufer der Donau sah man schon Wetterleuchten und der Wind war stark aufgefrischt. Ich genoss das Schauspiel des aufziehenden Unwetters. Nach dem Waschen spülte ich mich aber mit einem Liter meines Trinkwassers ab, wobei der beginnende Regen mithalf. "Wie gut, dass ich nicht nochmal weg gefahren bin" dachte ich. Ich fürchtete, dass das Tarp dem starken Wind vielleicht nicht standhalten würde, aber mittlerweile schien ich gelernt zu haben, etwas Ordentliches daraus zu basteln - es hielt wunderbar: ein Bild vom nächsten Morgen.