t = 7:46:19 vmax = 47 km/h
Letzte Nacht schlief ich schlecht ein und überhaupt wegen des auf das Tarp trommelnden Regens. Außerdem hatte ich lange nicht im Freien übernachtet, musste mich sicher erst wieder daran gewöhnen. Um 5:30 bin ich das erste Mal aufgewacht, bis 6:00 döste ich noch ein wenig.
Die gestrige Vermutung, dass ich mir ein Schneckenparadies zum Übernachten ausgesucht hatte, fand ich bestätigt. An der Unterseite der Bodenplane, am Fahrrad, an den Taschen und selbst auf dem Tarp fand ich etliche der schleimigen Kriecher, allesamt waren sie nackt. Zum Packen brauchte ich recht lange, unter anderem wegen der nassen Zeltbahn, zudem hatte ich es lange nicht geübt. Abfahrt war um 8:00.
Ich fuhr in die Richtung, die ich für richtig hielt, was natürlich falsch war. Als ich das Fahrrad hätte tragen müssen, um weiterzukommen, kehrte ich dann doch um. Rückzu umfuhr ich die Schlammlache, die mich auf dem Herweg einiges an Zeit gekostet hatte, beide Räder hatten wegen des Schlammes zwischen Schutzblech und Mantel blockiert. Es dauerte eine ganze Weile, den gröbsten Schmutz zu entfernen.
Später merkte ich, dass die Fahrradbeleuchtung nicht mehr funktionierte. Die "Verdrahtung" der Beleuchtung war vom Hersteller durchaus kreativ vorgenommen: Vom Seitenläuferdynamo am Hinterrad führten Plus und Minus zum Schutzblech. An beiden Enden des Schutzbleches wurden die Drähte wieder herausgeführt - am hinteren Ende zum Rücklicht, am unteren durch den Rahmen zum Scheinwerfer. Die Verbindung zwischen den Kontaktstellen am Schutzblech wurde auf der Innenseite durch eine aufgedampfte Metallschicht hergestellt, die der Schlamm vermutlich zerstört hatte. Tolle Konstruktion!
Dann fuhr ich unabsichtlich einen großen Kreis, bis ich auf der richtigen Straße war - nach eineinhalb Stunden.
An diesem Tag verfuhr ich mich nicht mehr, sogar durch Prag ging es zügig. Als ich die Stadt Richtung Osten verließ, sah ich im letzten Vorort einen wirklich langsam dahinschleichenden Zug. Ich hatte keine Ahnung, warum er so langsam fuhr, aber es war ein interessanter Anblick.
Dafür hatte ich Pech bei Schlafplatzsuche: die erste Option war "vercampingt", beim zweiten Versuch lag der Teich mitten im Ort und war rings mit Anglern bestückt. Inzwischen begann es wieder zu regnen. Der Mann einer Frau, die beide mit Freunden vor einer Kneipe saß, hatte mich in Prag gesehen. Die Frau hatte mich angehalten und mir dies in ihrem holprigen Englisch erklärt. Leider traf ich die Leute auf dem Rückweg nicht mehr an, ich hätte sie gern nach einem Platz zum Übernachten gefragt.
So fuhr ich zurück zur Europastraße und in gegenüberliegenden Ort, wo ich auch nichts Brauchbares zum Übernachten fand. Jetzt wollte ich so lange weiterpedalieren, bis ich ein Motel oder ähnliches fand. Laut Karte hieß dies, vermutlich bis Kolín zu fahren. Kurz vor der Stadt stand Hinweisschild für eine Pension, aber da ich befürchtete, diese Pension nicht zu finden oder nicht mehr eingelassen zu werden (es war kurz vor 22:00), nahm ich ein Zimmer im Hotel Theresia, das prominent an der Straße platziert ist. Das Zimmer mit Frühstück für eine Nacht kostete fünfzig Euro, in Kronen wäre es vergleichbar teuer gewesen. Das Fahrrad durfte ich im geräumigen Untergeschoss parken. Ich hängte alle vom Vortag oder Waschen nassen Sachen zum Trocknen auf und stellte beim Auspacken fest, dass die Hülle des Tatonka-Tarp nicht wasserdicht ist. Reizend mitgedacht vom Hersteller...