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Diese Tour war meine bisher am sorgfältigsten geplante. Eigentlich wollte ich ja über Bayern, die Schweiz und pazifi bis ans Mittelmeer fahren. Die Anregung für die letztlich gefahrene diesjährige Strecke erhielt ich von Lisa von den "Dresdner Radlern", die ich letztes Jahr traf. Diesmal wollten sie mit Otfried und "Joshua" von Passau bis Bratislava die Donau entlang fahren. Auf die Frage, ob ich wieder mitfahren möchte, sagte ich gern ja - letztes Jahr war es einfach klasse! Details waren aber noch nicht bekannt.

Derweil plante ich den weiteren Streckenverlauf - das Stückchen der Dresdner war mir natürlich nicht lang genug. :) Auf der Seite des Auswärtigen Amtes informierte ich mich über die Länder, durch die die Donau fließt. Für die Ukraine wäre ein Visum nötig - das zu beantragen hatte ich keine Lust und vermutlich nicht mehr genügend Zeit. Da ich für Nordostrumänien keine guten Bahn- oder Flugverbindungen fand, suchte ich mir ein andere Ziel für das Ende der Reise - warum nicht Istanbul? Dort gibt es Flughäfen, außerdem wäre ich dann sogar bis Asien geradelt!

Dann wollte ich mit einem Online-Routenplaner die Distanz berechnen. Ha! erstmal einen finden, der überhaupt vernünftiges Kartenmaterial aller zu durchfahrenden Länder hat. Fündig wurde ich bei Falk. Zwar war zumindest zu diesem Zeitpunkt der Routenplaner mit der Strecke von ~2.500 km und 24 Wegpunkten wenig performant, aber man konnte wenigstens planen. Etwas später, als ich mich in OSM (siehe etwas weiter unten) eingearbeitet hatte, zog ich in Viking einfach einen Track entlang der geplanten Route - viel praktischer, schneller und universell einsetzbar. Diesen Screenshot hab ich so erstellt. Die kalkulierte Strecke von ~116 km/Tag bei angenommenen 20,5 Tagen fand ich erradelbar.

Allerdings befand sich das Radeln mit den Dresdnern in der Schwebe, da ich täglich schätzungsweise doppelt so weit fahren müsste wie sie. Zudem wusste ich noch nicht, wann genau sie starten würden... Zu guter Letzt entschied ich, dass ich direkt durch Tschechien nach Wien radeln und dieses Jahr auf die Dresdner verzichten würde. :( Leider vergaß ich über den ganzen Vorbereitungen, eine konkrete Absage an die Dresdner zu schicken. Während ich in Havlíčkův Brod einen Wolkenbruch abwartete, versuchte ich, über einen Freund in Berlin eine Mail an die Dresdner zu schicken, was leider nicht klappte; die Mailadresse war weder in meinem Postfach noch im Handy zu finden. Daheim am Rechner hätte ich sie aufrufen können. -.-

Da ich nach der Reise nicht wie letztes Jahr ewig lang mit GoogleMaps die Tour nachvollziehen wollte, suchte ich eine bessere Möglichkeit. Es stellte sich heraus, dass es ab etwa sechzig Euro vernünftige Geräte gibt, die ganz simpel GPS-Signale aufzeichnen - also die Strecke, die man fährt. Nach etlichem Vergleichen, Nachrechnen und Überlegen besorgte ich mir den GPS-Logger Royaltek RGM-3800.

Bei der Suche nach dem GPS-Gerät stieß ich irgendwo auf OpenStreetMap (OSM). Das Projekt klang interessant: Eine freie Weltkarte erstellen. Meine Heimatstadt war eher spärlich vorhanden. Meine ersten Gehversuche bei OSM bestanden darin, existierende Straßen zu korrigieren und ein paare fehlende einzutragen. Mittlerweile ist OSM mein einziges und Vollzeithobby. Ein großer Vorteil ist, dass man sich vielfältig einbringen kann: Will man ins Freie, nimmt man den Logger (und gegebenenfalls Material zum Aufzeichnen von Notizen) mit. Will man lieber am Rechner sitzen, kann man das selbst oder von anderen gesammelte Material einpflegen, selbst neue Karten erstellen oder sonstwie kreativ sein.

Kompetenten Rat, etliches an Ausrüstung und Werkzeug für das Fahrrad erhielt ich im Bike-Eck. Danke für die Tipps, Hilfe und Geduld! Auf deren Empfehlung besorgte ich mir Karten mit großem Maßstab von der Tschechei und Österreich in einer Buchhandlung. Ein vom Bike-Eck empfohlener Outdoor-Laden in Berlin riet mir, für Bulgarien und Rumänien Karten vom World Mapping Project zu besorgen. Der Tipp war - wie die Karten - gut! Einzig für die Türkei waren nur Karten im Maßstab 1:1.200.000 oder kleiner erhältlich. Die letzten detaillierteren Karten scheinen 2002 gedruckt worden und nicht mehr erhältlich zu sein.

Weiteren hilfreichen Rat erhielt ich in de.rec.fahrrad, de.rec.outdoor und de.etc.bahn*. Da ich mit der Bahn mindestens zwei Tage unterwegs gewesen wäre und die Möglichkeit der Fahrradmitnahme für Teilstrecken nicht festzustellen war, löste ich für den Rückweg ein Flugticket bei Condor. Das kostete inklusive Sportgepäckzuschlag für das Fahrrad nur wenig mehr als die Bahnfahrt. Diese wäre sicher interessanter verlaufen als der kurze Flug, aber ich hatte nur drei Wochen Urlaub... Nachteil: wenn ich den Flug aus irgendeinem Grund nicht schaffe und nicht zeitig genug absage, ist das Geld fort.

Um allen Eventualitäten vorzubeugen, machte ich Fotos der wichtigen Dokumente (vor allem Pass und Flugticketbestellung) und speicherte sie in einem passwortgeschützten Bereich der Internetseite - man weiß ja nie...

Am Vortag der Abreise hatte ich alles gepackt, ein paar Proberunden mit dem jetzt recht schwerfälligen Rad gedreht und ein paar Fotos von "Vor der Abreise" gemacht. Das Fahrrad stand startbereit im Haus, alle Vorbereitungen waren getroffen, so dass ich nach dem letzten Arbeitstag ohne Verzug starten konnte.