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stag = 136,15 sges = 1.228,11 km

t = 7:20:21 vmax = 52,7 km/h

Wetter: Sehr warm. Obwohl die Arme schon sehr braun sind, brennen sie nach der Sonnenhitze des heutigen Tages, Fußgelenke und Waden ebenso. Es könnte mal wieder regnen...

Das Frühstück in der Pension war bescheiden: 10g Butter, ein Döschen Honig, eines mit Marmelade, vier Scheiben Wurst, vier Scheiben Käse. Weißbrot gab es genügend, ein Getränk war inklusive. Was ich von dem Brot nicht belegen konnte, packte ich vorsorglich ein. Mit der Mahlzeit vom letzten Abend und dem Zimmer zahlte ich 295 Kronen ^ = ~39,37EUR.

Das Radeln ließ sich zögerlich an, kein Wunder nach dem gestrigen Tag.

Nachdem ich Osijek hinter mir gelassen hatte, ging es auf einer hitzeflimmernden Landstraße ewig weit geradeaus. Obwohl es erst halb zwölf war, hatte ich schon die Nase voll. Als linkerhand ein paar Kiefern auftauchten, machte ich dort Mittagspause und trank ein Bier dazu. Normalerweise trinke ich keinen Alkohol, wenn ich "fahren muss", erst recht nicht bei einer solchen Hitze, aber ich hatte ein großes Verlangen danach und außerdem war mir in dem Moment alles egal. Wer weiß, vielleicht benötigte mein Körper die Mineralstoffe daraus..? Dann legte ich mich ins Gras, machte ein Nickerchen, aß nochmal und fuhr gegen 13:15 weiter.

Als ich nach Vukovar kam, wunderte ich mich, dass hier im Gegensatz zu den umliegenden Ortschaften so viele Spuren des vergangenen Krieges zu sehen waren. Später las ich von der Belagerung und der Schlacht um diese Stadt. Das Radnicki Dom zum Beispiel war vor dem Krieg bestimmt ein schönes Hotel, jetzt ist es von allen Seiten mit Einschusslöchern übersät. Einzig die Architektur ist noch zu bewundern. Immerhin war das Dach neu gedeckt worden, was wohl darauf hindeutet, dass sich jemand darum kümmert.

Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich einige Auswirkungen von Krieg aus nächster Nähe, mir wurde direkt übel davon. Im Zentrum stand ein Plattenbau mit durchlöcherten Wänden. Durch die Löcher in den Balkonen, auf denen Wäsche zum Trocknen hing, konnte man hindurch schauen. Die Wände der Wohnungen waren nicht besser dran - wie geht es den Leuten im Winter..? An anderen Flecken standen kaum, halb und dreiviertel zerstörte Häuser, teilweise standen neu gebaute direkt daneben. Die beschädigten Gebäude zu fotografieren widerstrebte mir, ich wollte nicht für einen sensationslüsternen Touristen gehalten werden.

Einige Kilometer östlich von Vukovar führt die Straße durch Ausläufer der Fruška Gora, ein kleines Mittelgebirge. Die Fahrten in die Täler gingen noch an, aber das Aufwärtsstrampeln war reichlich mühsam. Wo die Straße in die Berge eingeschnitten ist, scheint es, als bestünde der mürbe Fels aus nur leicht zusammengepresstem Erdreich. In einigen Orten schien man vor kurzem die Straße verbreitert zu haben, so dass von einigen der in die Berge getriebenen Keller nur noch die hintere Wand übrig war. Andere waren in Benutzung geblieben oder erneuert worden und erinnerten leicht an die Vorratsräume, die man im Österreicher Weinviertel finden kann. Als ich in Šarengrad bergaufwärts schob, kamen mir zwei Radwanderer entgegen. Ich glaube, ich sah noch einen Radwanderer, weiß aber nicht mehr, wo. Hier und in den gestrigen Hügeln Kroatiens hatte ich auf etlichen Strecken einen Appetit anregenden Geruch nach reifen Pflaumen in der Nase, obwohl ich weit und breit keine sehen konnte. In Süd-Ungarn und Teilen Kroatiens waren die Holunderbeeren teilweise schon reif, hier in den Bergen waren noch grün.

Sechs Uhr abends hatte ich Kroatien verlassen. Positiv überraschte mich die gute Ausschilderung des Donauradweges; im bikeline-Führer stand, dass es in Serbien keine gäbe.

Ein paar Kilometer nach dem Grenzübergang wurde der Donauradweg von der Europastraße wieder auf Feldwege geleitet, die näher an der Donau entlang führten. Auf einem längeren Stück hatte man die Wahl, ob man den Weg mit sehr groben Kies oder daneben auf mulmigem, teilweise festgefahrenem Boden fährt. Landschaftlich war die Strecke sehr abwechslungsreich. Sie führte durch zwei Dörfer und an einigen Gärten vorbei. Ein Teil war gut asphaltiert, ein Stück weiter hatte man die Wahl zwischen zwei höchstens zehn Zentimeter breiten ausgefahrenen Fahrspuren in der Grasnarbe.

Einige Kilometer vor Futog lag eine kleine Datschensiedlung, in deren Richtung der Radwegweiser zeigte. Den beinah zugewachsenen Weg aus Mahlsand fand ich erst, nachdem ich einen Anwohner gefragt hatte. Der Sandboden wich bald wieder einem festeren Untergrund, der Weg führte durch einen sehr lichten, beinahe parkähnlichen Wald.

Eine Baumgruppe mit etwas Gebüsch, das das Fleckchen gegen den Weg abschirmte, wählte ich als Rastplatz. Vom Weg war er etwa zwanzig Meter entfernt, von der Donau weitere fünf. Mit Hilfe einer Wasserflasche warf ich eine Schnur über einen hohen Ast, an der ich das Moskitonetz hochzog. Darunter kam die Bodenplane mit Isomatte, Schlafsack und Gepäck - fertig war das Lager. Nach der Wäsche in der Donau schwamm ich ein kleines Stückchen quer und dann gegen die Strömung. Ich hatte ordentlich zu tun, dass ich nicht abgetrieben wurde, sondern wieder bei meinen Sachen landete. Dann holte ich die Kamera und machte vom Ufer aus ein paar Fotos. Auch im Dunkeln war Anblick der Gegend reizvoll. Die Lichter der Schiffe und vom anderen Ufer spiegelten sich im Wasser, darunter einige Lagerfeuer. Die Nähe der Großstadt merkte man am regen Verkehr der vielen Boote auf dem Wasser und an der lauten Musik, die von verschiedenen Orten über das Wasser schallte. Gegen 22:00 schrieb ich beim Schein einer Stirnlampe das Tagebuch.

Vom Vor- und frühen Nachmittag ist in meiner Erinnerung nicht viel hängen geblieben. Durch die Fotos und die nach Hause geschickten SMS konnte ich dies etwas rekonstruieren. Trotz des Durchhängers war ich im Schnitt gut unterwegs gewesen.