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  • Wetter: ziemlich warm, wechselhafter Wind

    Das Frühstück war gut und reichlich mit frischem Brot.

    Auf asphaltierten Straßen ging es durch Dörfer bis zur Straße 65, die mich gleich nach Białystok führte. Ich bummelte durch die Stadt, schaute mich hier und da um und fand es schön. Ich begegnete dem Straßenmusikanten, dem ich am Vortag in Augustow ein paar Münzen in den Instrumentenkasten geworfen hatte. Er schien mich ebenfalls wiederzuerkennen.

    Am "Ortsausgang" von Białystok kaufte ich ein paar Lebensmittel. Mit ein paar kurzen Pausen und einer langen auf einer Friedhofsmauer erreichte ich zügig Białowieża. Etwa die Hälfte der Strecke führte durch dichten Wald, was bei der Wärme angenehm war.

    Ich radelte noch ein wenig "zur Entspannung" durch den Ort und schaute nach Gaststätten und Übernachtungsmöglichkeiten. Dann fuhr ich zu dem Zeltplatz meiner Wahl, der mit einem Schild beworben wurde, auf dem neben einem akzeptablen Preis auch "geführte Touren" stand.

    Er lag im Nachbardorf Grudka idyllisch in einem Wald und war licht hauptsächlich mit Birken bestanden. Ich zahlte für zwei Tage 24 Złoty, "Receipt you get later" - auf die Quittung warte ich noch immer. Außer einem Fleckchen des Geländes hatte ich die Möglichkeit bezahlt, eines der vielen Plumpsklosetts und die Dusche zu benutzen, deren Warmwasser mittels Holzfeuerung erzeugt wurde. Dessen Geruch hing stets über dem Campingplatz, war aber nur selten unangenehm. Auf der Frage nach den geführten Touren: Ja, hier sind die Prospekte, die Touren könne ich in der Touristinformation in Białowieża buchen, die sei jetzt aber schon geschlossen.

    Auf dem Campingplatz traf ich ein Paar aus Luzern, die mit einem Bulli unterwegs waren. Endlich einmal wieder Deutsch (oder so ähnlich) sprechen! (gestern mal ausgenommen). Er hieß Eric und war Lehrer, seine vogelvernarrte Gefährtin hieß Lolo, kurz Lu. Sie hatten für den nächsten Tag bereits eine Führung zur Vogelbeobachtung um vier Uhr Morgens gebucht und hatten nichts dagegen, dass ich sie begleitete. Das Ticket würde ich hinterher an der Information lösen.

    Als ich mit den beiden Tee trank, tauchte Lolo immer wieder einen Finger in eine Tasse mit warmem Wasser, in dem Kamillenblüten schwammen. Sie hatte sich beim Essen kochen tief in den Finger geschnitten - und das ganz zu Beginn des Urlaubs. Ich holte aus meiner Notfallapotheke Desinfektionsmittel und Kamillan. Letzteres war ihnen noch nicht bekannt, die Idee des alkoholischen Kamillenextrakts gefiel ihnen.

    Auf dem Platz waren außer meinem noch weitere Fahrräder mit Packtaschen zu sehen. Da musste ich natürlich hin. Es war ein französisches Paar mit ihrer etwa achtjährigen lebhaften und sehr aufgeschlossenen Tochter Marylou. Sie waren in Frankreich aufgebrochen und in drei Monaten über die Schweiz, durch die Alpen und die Dolomiten über Italien, Tschechien, die Slowakei nach Polen bis hierher gefahren. Durch das allgemein nasse Frühjahr hatten sie unterwegs teilweise Neuschnee. Von Białowieża aus wollten sie in einem nördlichen Bogen durch Polen über Deutschland zurück nach Hause fahren. Die Frau fragte mich, ob es auf dieser Strecke in Deutschland auch so viele Berge gäbe.

    Vieles ihrer Ausstattung war gesponsort und gespendet; sie hatten über das Internet um Hilfe gebeten, um sich ihren Traum erfüllen zu können. Unter anderem hatten sie sich ausgedacht, jedem, der ihnen ein Mittagessen bezahlte, eine Postkarte zu schicken. Die Idee gefiel mir. Das Blog zur Reise findet man unter ... Ein Fernsehsender will sie auf ihrer Tour insgesamt drei mal filmen, die Frau will über die Tour ein Buch schreiben.

    Als ich endlich bis zu den Duschen gekommen war, traf ich dort einen polnischen Reiseradler, der meine Ankunft auf dem Zeltplatz ebenfalls bemerkt hatte. Er hatte nur kurz Urlaub, heute war sein letzter Tag. Wenn ich mich richtig erinnere, kam er aus der Nähe von Wrocław.

    Beim Abendessen stellte ich fest, dass das helle, vor zwei Tagen gekaufte Brot völlig verschimmelt war, während die letzten Scheiben des dunklen Brotes aus Riga(!) noch genießbar waren. Dazu verzehrte ich das letzte Stück Knackwurst von zu Hause. Mein Konsum an Getränken belief sich heute auf ~4,5 Liter. Dabei schmökerte ich auf der Landkarte und musste feststellen, dass es diesmal nichts mit den Masuren würde, wenn ich von Warschau mit dem Zug heim fahren wollte.

    Am Abend setzten sich die Schweizer, die Franzosen und ich noch etwas zusammen. Eric hatte auf einem kleinen Feuer Tee gekocht, später wurde noch ein wenig Schnaps verkostet. Hauptächlich unterhielten sich die Schweizer mit den Franzosen auf französisch, während meine eingerosteten Sprachkenntnisse gerade ausreichten, um dem Gespräch folgen zu können. Wenn ich doch einmal mitredete musste ich aufpassen, nicht zuviele der in letzter Zeit benutzten Sprachen durcheinander zu würfeln.

    Um 22:30 machten wir Feierabend. Nahe bei meines Lagers zelteten ein paar Polen, die noch schön zu einer Konzertgitarre sangen.

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