23 km
Der Morgen war frisch und klar, allerdings brauchte ich viel Zeit, das patschnasse Zelt zu trocknen. Dann musste ich auch noch das Verbindungsstück des "geflickten" Wanderstocks reparieren, das ich dabei zerbrach. Um 08:30 ging ich los. Im nächsten Dorf füllte ich alle Wasservorräte auf: 3x1,5l, dazu hatte ich 0,5l me gaz und 0,5l Dhallë. Dann bog ich falsch vom Weg ab und irrte eine gefühlte Ewigkeit durch eine Landschaft voller Moränen, Felsen und Gebüsch. Schließlich fand ich den Pfad, der teilweise gut zugewachsen war.
Während des Aufstiegs sah ich einige Leute von sehr fern:
Wieder sah ich Dohlen – in einer Höhle nisten und als Vogelschwarm. Ich traf auch auf die erste verlassene Schäferhütte gesehen: ein Mauerviereck mit einem Dachstuhl aus Ästen. Weiter oben stieß ich auf eine Hütte gleicher Bauart, die aber mit laubbedeckten Zweigen gedeckt und von Hunden bewacht war, die mir aber fern blieben. An einer Zisterne standen drei Maultiere sehr malerisch herum.
Den Pass auf 2060m erreichte ich gegen 14:00 und machte eine längere Pause: Ich lüftete Schuhe und Füße, aß zu Mittag und fotografierte. Die Aussicht zwar leicht diesig, aber grandios: Hinter mir der just erstiegene Lunxhërisë, dahinter Dhëmbel und Nemërçka mit dem Hochtal zwischen sich. Zu meinen Füßen ging der Lunxhërisë in eine Hügellandschaft und diese in die vom Drin durchflossene Ebene über. Einige Stauseen und etliche Dörfer waren über die Ebene verstreut. Gegenüber erhob sich Gjerë- und Kardhiqit-Gebirge, an dessen Fuß und Hang Gjirokastra lag.
Obwohl der Gipfel nur 150hm und 500m entfernt war, verzichtete ich nach der gestrigen Erfahrung hinsichtlich der Dauer und Schwierigkeit auf den Aufstieg. Es war auch schon recht spät. Der Abstieg zog sich über 8km lästig lang hin und wurde gegen Ende mit Regen garniert. Als es flacher wurde, sah man Spuren von ehemals großen Bäumen – jetzt gab es nur noch abgesägte, verkohlte Stümpfe.
Den archäologischen Park Antigonea und das zugehörige Dorf Saraqinisht ignorierte ich und wanderte Richtung Krinë weiter. Es war das nächste in Richtung Gjirokastra und sollte laut Karte an einem Fluss liegen, der sich aber als ausgetrocknetes Bachbett entpuppte. An einer Wasserstelle im Dorf füllte ich die Wasserflaschen; etwas außerhalb des Dorfes fand ich hinter dem Friedhof einen hübschen Lagerplatz. Die Wasserstelle des Friedhofs war von der Straße gut einsehbar, aber ich widmete mich trotzdem der Hygiene.
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