Përmet - Hotelfrühstück (Salat kommt noch)
abgeholzter Restwald auf Berg Dhëmbel
steinschuttbedeckter Pfad auf Berg Dhëmbel
Hochtal zwischen Nemërçka und Dhëmbel - Pfad mit einzelnem Baum
Ich wachte vor dem Weckerklingeln auf, machte alles abreisefertig und war zu der von mir avisierten Zeit (07:00) am – verschlossenen – Frühstücksraum. An der Rezeption fragte ich nach: "Frühstück kommt sofort". Es wurde frisch und schnell zubereitet und schmeckte gut. Es bestand aus dem üblichen Hüttenkäse, Butter, zwei Spiegeleiern, Brot, Tomate, Gurke, Orangensaft und Kaffee. Ich zahlte mit gutem Trinkgeld und brach auf. So voll der Hauptplatz gestern Abend gewesen war, so leer war er am Morgen.
Nach zehn Minuten – 07:42 – hatte ich das Städtchen schon hinter mir gelassen, es lief sich gut. Ein-zweimal verlor ich den Weg, der teilweise nur ein kaum sichtbarer Pfad war. Gelegentlich stieß ich auf starke Abholzungsspuren. Kurz vor 12:00 war ich meiner Meinung nach relativ zügig am Sattel auf 1500m zwischen den Gebirgszügen Dhëmbel und Nemërçka angekommen. Përmet liegt auf etwa 250m.
Hier oben kam mir ein Maultier mit jugendlichem Reiter und Handymusik entgegen. Ich machte Rast und aß zu Mittag. Für das Ersteigen des Gipfels packte ich Benötigtes in den kleinen Rucksack und den großen in die Regenhülle – für alle Fälle. Derweil kam ein Mann mit beladenen Maultieren vorbei, sprach mich mit "Capitan" an und offerierte, den Rucksack zu befördern – leider in Richtung Përmet
500 Höhenmeter bei einem Kilometer Luftlinie dauern auf ungebahntem Berg länger als man denkt. 14:00 Uhr hatte ich nach einem ordentlichen Regen- und Hagelschauer mit Sturm und einigen Donnerschlägen ziemlich nass den Gipfel erreicht. Auf dem Rückweg machte ich einen kleinen Umweg, um erstmals einen Tauteich in Augenschein zu nehmen. (Bis dahin kannte ich sie nur von Luftbildern, den Begriff "Tauteich" lernte ich erst im Februar 2014.) Die braune Brühe mit vielfältiger Fauna würde ich trotz Filter nur kurz vorm Verdursten trinken. An geschützten Stellen gab es auch noch schmutzige Reste von Schnee.
Bergab ging etwas schneller. Ich schaute mir kurz ein Dohlennest in einer Höhle an, das mir beim Aufstieg von weitem durch den Flugbetrieb aufgefallen war. In dem Felsenband an der sanften Bergflanke fanden sich etliche Schutz bietende Vorsprünge – aber jetzt war das Wetter schön.
Am Sattel aß ich wieder, packte um und war gegen 16:00 wieder unterwegs. Einen Liter Wasser hatte ich noch. Bis Sheper, dem nächsten Dorf, waren es knapp sechs Kilometer. Der Weg durch das Hochtal war mit einem rotem Balken markierten. Der auf Luftbildern gesehene Wasserlauf lag trocken.
Als ich mich der ersten Ziegenherde näherte, rief ich, wie mir geraten worden war – aber vermutlich nicht laut genug. Ein Rudel von sechs Hunden kam mir mit lautem Bellen entgegengerannt. Ich hatte noch Zeit, einige Steine aufzusammeln, die ich dem Anführer zu schmecken gab. Mehr Nachdruck hätte wohl nicht geschadet, er war wenig beeindruckt. Ich packte jetzt meinen Holzstock und schwang ihn im weitestmöglichen Kreis und schlug dem Leithund mehrmals auf den Kopf – aber immer noch wollte ich ihm nicht ernsthaft schaden. Schließlich kam ein Hirt angelaufen, verjagte die Hunde und reichte mir die Hand, während er sich den Schweiß vom Gesicht wischte.
Ich erkläre kurz, dass ich Tourist und auf dem Weg nach Sheper bin. Bald zog ich weiter, anderer Hirten Hütehunde ließen mich unbehelligt. Ich hatte den Eindruck, dass die ersten Hirten die Neuigkeit durch lauts Rufen verbreitet hatten. Trotzdem nahm ich für den Ernstfall den Gebirgsteller vom Wanderstock, um im Ernstfall eine wirksame, speerähnliche Waffe zu haben. Was aber würde im Ernstfall ein Hirt zu einem Hund am Spieß sagen..?
Das trockene Wildbachtal, dem der Weg folgte, bildete im fortschreitenden Verlauf eine hübsche kleine Schlucht mit interessanten Felsformationen. Es gab Säulen, Höhlen, Felsüberhänge, ganze Galerien und abgestürzte Felsbrocken.
Im Dorf Sheper traf ich als Erstes einen vermutlich geistig Zurückgebliebenen, weiter unten zwei feige, hinterhältige Köter. Solange ich ihnen zugewandt war und mit einem Stein drohte, wichen sie zurück, rückten aber näher, wenn ich weiterging.
Mir wurde die Situation zu blöd und ich begab mich auf ein umzäuntes Grundstück, um meine Wasserflaschen aufzufüllen. Die Bewohner kamen nach kurzer Zeit aus dem Haus. Erst der Mann, dann die Frau, beide wunderten sich, was ich dort suche. Dann wurde ich hereingebeten: Außer Wasser gab es Kaffee mit Kakao und die üblichen Fragen. Ich meinerseits konnte herausfinden, dass der Fluss weiter unten im Tal genug Wasser zum Waschen, aber nicht zum Schwimmen führt. Der Mann wollte mich gern fahren, aber ich dankte und beeilte mich, zu Fuß ans Ziel zu kommen, da das nächste Unwetter drohte.
Es fand sich ein hübscher Platz, auf dem ich rasch das Zelt errichtete. Der Fluss war das erste Gewässer in diesem Sommer mit wirklich kaltem Wasser. Während der Wäsche begann ein Unwetter, das mehrere Stunden anhielt. Ich brachte es fertig, mich in der minimalen Apsis des Zeltes (Shangri-La 2) abzutrocknen. Dann wrang ich die Wäsche aus und verteilte sie im Zelt. Nach einem fürstlichen Abendbrot, Tagebuchnotizen und ein paar Twitternachrichten machte ich Feierabend.
Bei den 50-EUR-Schuhen, die ich vor fünf Jahren gekauft hatte, lösten sich einige der Nähte. Besonders am rechten Schuh wirkte sich das nachteilig aus, da er etwas lose saß.
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