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stag = 122,05 sges = 1.607,01 km

t = 6:27:14 vmax = 56,5 km/h

Wetter: feucht, morgens nieselregnerisch mit kleinen Pausen, dann schöner. Gegen Nachmittag nochmal ein Schauer, später vereinzelte Tropfen.

Während ich schlief, tropfte es ab und an auf mich und den Schlafsack, was ich mir im Halbschlaf nicht erklären konnte. Als ich aufstand, sah ich, dass die Naht in der Mitte des Tarps undicht war. Großartig!

Um 10:03 stieß ich auf einen Wegweiser, den ich unbedingt im Notizbuch festhalten musste:

junction ident 2930

"Life is not to arrive at the grave savely in a well preserved body but rather to skid in sideways, totally worn out, shouting: "Holy Cow...[shit] what a ride!"

Kladovo 77 km Donji Milanovac 14,4 km

Golubac 42,8 km Dobra 18,4 km

Ich kringelte mich vor Lachen, der Spruch passte wie die Faust aufs Auge, gerade nach dem gestrigen Tag. Übersetzt lautet er etwa: "Man lebt nicht, um das Grab in einem gut erhaltenen Körper sicher zu erreichen, sondern im Gegenteil über Seitenwege schleudernd, völlig kaputt, rufend: "Heilige Kuh...[scheiße], was für ein Ritt!" =)

Überhaupt ist die Beschilderung sehr gut und ziemlich genau ausgeführt. Der Donauradweg ist als Teil der Strecke Atlantik - Schwarzes Meer ausgeschildert. Streckenweise werden verschiedene Wege in eine Richtung angeboten: Asphaltstraßen sind auf den Schildern rot markiert, unbefestigte Wege ("Dirt Road") violett. Die Schilder sind serbisch und englisch beschriftet. Teilweise gibt es Anmerkungen zum Verlauf der Straße wie "Dirt road to Velicko Gradiste along the ...[auf dem Foto nicht zu entziffern]" oder sinngemäß "Old road to ... climbing up to 540 m over sea level". Sind solche Anmerkungen nicht nötig, stehen Sinnsprüche und Zitate wie der obige auf den Wegweisern.

Die erwähnte "Alte Straße" war landschaftlich wunderschön und ist unbedingt der Hauptstraße vorzuziehen, solange man nicht mit dem Auto unterwegs ist.

Als ich am Vormittag auf dem wohl höchsten Punkt des bisherigen Anstiegs kurz nach Boljetin eine kleine Rast machte, kam ein Paar aus der Gegenrichtung geradelt. Sie stammen aus den Niederlanden und reisen seit 1992 neun Monate pro Jahr. Ihre letzte Radtour ging fünftausend Kilometer durch Mexiko. Die Donau befuhren sie stromaufwärts, beginnend in Constanza.

Als ich am frühen Nachmittag die herrliche Landschaft fotografierte, fuhren zwei Radler vorbei. Er schob sie, beide waren flott bergaufwärts unterwegs. Aufgrund des Regenschutzes über dem Gepäck vermutete ich, dass sie bisher wenige große Touren gemacht hatten. Wenig später traf ich beide an einem Rastplatz gegenüber des Monumentul Decebalus Rex und gesellte mich zu ihnen, wir unterhielten uns wunderbar. Sie sind aus Wien und fahren zum ersten Mal eine große Strecke. Sie fahren etwas ruhiger als ich, schauen sich dabei die Welt ausführlich an und müssen in einem Monat in einer bestimmten Stadt zu einem Seminar "Fremdenrecht" sein - beide studieren Jura. Als ich erwähnte, dass ich durch Niederhollabrunn gefahren sei, war er erstaunt, dass ich das Dorf kenne. Er fragte, ob ich wegen des Klosters dort gewesen sei. Ich verneinte und sagte, dass ich wegen Theodor Kramer dorthin gefahren sei. Er war begeistert, dass ich den Dichter kannte, über den wir uns eine Weile unterhielten.

Dann sprachen wir über den weiteren Verlauf der Fahrt. Er riet mir, beim Eisernen Tor die Donau zu verlassen, über Bregovo nach Vidin zu fahren, dort mit der Fähre nach Calafat überzusetzen und von da aus weiter auf der nördlichen Route aus dem bikeline zu fahren. Letzteres hatte ich bereits vorgehabt, aber dass ich so eine große Schleife der empfohlenen bikeline-Route abschneiden konnte, war mir ganz recht. Dann kritisierten wir noch den bikeline-Führer, der etliche Details vermissen ließ. Zum Beispiel waren von den einundzwanzig Tunnels, die ich durchquert hatte, nur drei oder vier auf der Karte eingetragen. Zudem führte die empfohlene bikeline-Route nur über einen Umweg zur Mündung der Donau.

Die heutige Route hatte ich wie mit den Österreichern diskutiert abgekürzt, am Eisernen Tor war ich Richtung Kladovo weitergefahren. Als ich wieder in die Nähe der Donau kam, zeigte der Wegweiser für die asphaltierte Donauroute nach Negotin in Richtung eines ordentlichen Anstieges, allerdings war die Strecke um einige Kilometer kürzer als die nicht asphaltierte. Bequem wie ich war, wollte ich den Berg lieber umfahren und wählte den unbefestigten Weg, der im Gegensatz zum bikeline-Führer als Donauradweg beschildert war. Diese Wahl hatte ich nicht zu bereuen. Die Strecke führte ganz nah an der Donau entlang, an Gärten und kleinen Feldern vorbei, in größeren Abständen durch Hinterhöfe kleiner Häuser und an größeren Anwesen vorbei. Häufig befand sich Ufer der Donau gegenüber der Häuser ein Bootssteg, auf manchen saßen Angler. So malerisch der Weg auch war, machte ich mir langsam Sorgen, wo und wie ich übernachten könnte. Wenn kein kultiviertes Grundstück am Weg lag, befand sich auf der linken Seite des Weges ein Dickicht aus Schilf, Brennesseln und Gestrüpp, rechterhand zum Campen völlig ungeeignetes Dickicht. Als ich den Weg entlang fuhr, hörte ich auf einmal ein Knacken und gleich darauf ein Schleifen. Die rechte in den Rahmen eingedrehte Schraube der Gepäckträgerstütze war gebrochen - na prima. Ich hängte die Packtasche nach rechts, so dass der Gepäckträger nicht mehr schief stand, also schliff auch das Schutzblech nicht mehr am Rad. Später würde ich weiter sehen...

Nach einigen Kilometern ging der Weg in eine schmale, asphaltierte Straße über und das Gestrüpp rechts wich Wiesen und gepflegten Anwesen. Die vorher sehr vereinzelten Häuser standen jetzt dichter beieinander; ich schien in einen Ort zu kommen. Als die Straße von der Donau weg nach rechts in den Ort führte, war auf der linken Seite weiter Strand und eine große ruhige Wasserfläche zu sehen. Dieser Fleck bot sich für einen Schlafplatz geradezu an. Daheim sah ich auf Satellitenbildern, dass sich der Strand an einer Flussmündung zwischen den Orten Mihailovac und Mala Kamenica befand. Der Ort liegt etwa dreizehn Kilometer vor Negotin nahe der bulgarischen Grenze.

Den Strand entlang musste ich das Fahrrad schieben, auf dem feinen Kies zu fahren war unmöglich. Wegen des losen Untergrunds war das Tarp nur mühsam zu errichten. Ich schlug es in einem kleinen Dickicht aus wasserliebenden Pflanzen auf, von denen eine Sorte sehr stark, aber angenehm roch. Hier fühlte ich mich etwas geborgen, da der Strand ein Präsentierteller war, der von den Häusern am Strand und denen am gegenüber liegenden Uferhang gut einzusehen war. Als es dunkelte, fuhren zwei Männer in einem Boot langsam vorüber und stoppten nicht weit entfernt, wahrscheinlich um zu angeln.

Tagebuch schrieb ich gegen 22:20

Seit zwei Tagen war mir die hohe Anzahl der Autos mit österreicher Kennzeichen aufgefallen. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass viele Leute in der Gegend in Österreich arbeiten. Trotzdem wunderte mich, dass sie in Österreich zugelassene oder versicherte Autos fahren. Versicherungen in Serbien sind doch sicher preiswerter als in Österreich..?